Kurienkardinal Ouellet warnt vor Schisma über Reformfragen
Vor dem Hintergrund der Reformdebatte unter Katholiken in Deutschland hat der scheidende Präfekt der vatikanischen Bischofsbehörde, Kardinal Marc Ouellet, erneut vor einer Kirchenspaltung gewarnt. "Gott bewahre uns vor einem Schisma", sagte der Kurienkardinal am Sonntag dem italienischen Sender TGcom24. Reformen müssten "in Kontinuität mit dem Glauben der Kirche, mit dem Wort Gottes, mit der Tradition der Kirche" erfolgen. Die Zukunft der Kirche wie der Menschheit baue man nicht mit Brüchen auf. "Ich hoffe, dass es noch viel Raum für Dialog gibt und dass wir zu Lösungen, zu Reformen kommen können, die unserer Zeit angemessen sind", so der kanadische Kardinal. Papst Franziskus hatte am 30. Januar den Rücktritt des 78-Jährigen von seinem Amt als Präfekt angenommen. Ouellet stand der weltkirchlich wichtigen Bischofsbehörde im Vatikan seit 2010 vor.
Zu Wünschen in nördlichen Ländern, insbesondere Deutschland, die Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester zu lockern, sagte Ouellet, der Zölibat sei "ein großes Geschenk Christi an die Kirche". Wenn der Gedanke an Erneuerung der Kirche mit anderen Lebensstilen für Priester verbunden sei, sei dies "ein Zeichen dafür, dass der Glaube verloren geht, dass die Liebe verloren geht. Und das ist keine gute Nachricht", sagte Ouellet. "Anstatt den Zölibat zu kritisieren, sollten wir ihn wertschätzen und Berufungen fördern."
"Die Kirche ist hierarchisch, sie ist nicht demokratisch"
Weiter wandte sich der Kardinal gegen Kritik am Papst, wie sie neuerdings nach dem Tod von Benedikt XVI. laut geworden war. Unter Verweis auf die derzeitige Rolle des Kirchenoberhaupts in der internationalen Friedenspolitik sagte Ouellet, jetzt sei "nicht der rechte Moment, um den Papst zu schwächen, indem man ihn kritisiert. Vielmehr müssen wir uns um ihn scharen und ihn in seinem Amt unterstützen, für die Einheit der Kirche", sagte Ouellet.
Bereits Ende Januar hatte der Kanadier sich kritisch zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland geäußert und vor einer Spaltung der Kirche gewarnt. Die Vorschläge des Reformdialogs stifteten Verwirrung im Volk Gottes und im Episkopat, so Ouellet gegenüber dem spanischen Magazin "Omnes". Das hätten unter anderem die besorgten Briefe von Bischofskonferenzen gezeigt. Zwar sehe die Kirche seit dem Zweiten Vatikanum synodale Strukturen wie Priester- und Pastoralräte auf allen Ebenen vor. Hier gelte es auch, diese Formen zu stärken, da es sie noch nicht überall in der Weltkirche angemessen gebe. Das dürfe aber nicht mit Demokratie verwechselt werden. Zwischen der Position, dass es funktionierende Strukturen des Hörens brauche, und der Position, dass Bischöfe sich an das Ergebnis von Abstimmungen binden müssten, lägen Welten: "Die Kirche ist hierarchisch, sie ist nicht demokratisch", so Ouellet. (stz/KNA)