Meier: In Kirche Nachholbedarf bei Gleichwertigkeit der Geschlechter
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht "in der Kirche Nachholbedarf" in Sachen Gleichwertigkeit von Mann und Frau. "Als Christen gibt es keine Unterscheidung zwischen 'männlich' und 'weiblich'", sagte Meier am Donnerstag in Augsburg unter Verweis auf den biblischen Brief des Apostels Paulus an die Galater. "Vor Gott sind wir alle gleichwertig." Paulus habe mit dieser Aussage einst die gesellschaftliche Struktur und die Rolle der Frau darin infrage gestellt. "In der christlichen Gemeinschaft sollte es dagegen nicht so sein. Eine Herausforderung – bis heute!"
Der Bischof äußerte sich bei einer Pressekonferenz zur anstehenden Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor. Diese wird am Sonntag im Augsburger Dom eröffnet. Das Erste überträgt den Gottesdienst ab 10 Uhr. Die traditionelle bundesweite Spendensammlung steht diesmal unter dem Leitwort "Frau. Macht. Veränderung.". Dabei will Misereor in den Wochen vor Ostern am Beispiel des afrikanischen Inselstaates Madagaskar zeigen, "wie Frauen am gesellschaftlichen Wandel mitwirken". Meier sagte, dies sei ein wichtiges Thema. Denn Mädchen und Frauen seien "die herausragenden Trägerinnen von Entwicklung – weltweit".
Aus Madagaskar angereist war Taratra Rakotomamonjy. Sie ist Generaldirektorin von Vozama, einem Partner-Hilfswerk von Misereor. Rakotomamonjy sagte, ihre Organisation unterstütze Dörfer beim Aufbau von Schulen. Denn bisher schließe ein Drittel der madagassischen Kinder nicht einmal die Grundschule ab. Allein: "Nur mit einer guten Bildung hat das Kind eine bessere Zukunft." Mädchen und Frauen fördere Vozama besonders. "Sie stehen häufig an der Basis von Veränderungen in der Gesellschaft", so Rakotomamonjy.
"Schweigen der Weltgemeinschaft durchbrechen"
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel ergänzte, sein Hilfswerk wolle das "Schweigen der Weltgemeinschaft durchbrechen", das es angesichts des Leids in der Welt oft gebe. Madagaskar etwa befinde sich "seit Jahrzehnten in einer Abwärtsspirale: fehlende Bildungsmöglichkeiten und Gesundheitszugänge, schwache Infrastruktur, schlechte Regierungsführung, eine alles durchdringende Korruption". Zudem mache sich der Klimawandel auf der Insel immer stärker bemerkbar: durch Dürren, Wirbelstürme und verkürzte Regenzeiten. Darauf wolle man aufmerksam machen, damit die Menschen dagegen angingen.
Nach dem Eröffnungsgottesdienst ist am Sonntag im Augsburger Kolpinghaus ein prominent besetzter Empfang geplant. Erwartet werden etwa Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Madagaskars Kardinal Desire Tsarahazana. (KNA)