"Ökumene-Minister" des Vatikan will Ziel der Einheit nicht aufgeben

Kardinal Koch: Gespaltene Christenheit ist Ärgernis und Schaden

Veröffentlicht am 15.03.2023 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 

Bensheim  ‐ Der "Ökumene-Minister" des Vatikans, Kurienkardinal Kurt Koch, sieht die gespaltene Christenheit als Tatsache. Damit zufriedengeben will er sich aber nicht. Für Koch steht vor allem ein Thema im Fokus.

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Der "Ökumene-Minister" des Vatikans, Kurienkardinal Kurt Koch, hat gefordert, das Ziel der Einheit der Christen in einer Kirche nicht aufzugeben. Die gespaltene Christenheit sei heute eine Tatsache, aber auch ein Ärgernis und ein Schaden, sagte Koch am Mittwoch in Bensheim. Nach biblischem Verständnis dürfe es nur eine einzige Kirche Jesu Christi geben. Ziel ökumenischer Bemühungen müsse die Wiederherstellung der "einen Kirche" sein.

Koch, der am Mittwoch 73 Jahre alt wurde, leitet das "Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen". Dikasterien sind vatikanische Ministerien. Koch besuchte das Konfessionskundliche Institut Bensheim, das im vergangenen Jahr 75 Jahre alt geworden ist und das nach eigenen Angaben seit längerer Zeit Kontakte zum "Dikasterium für die Förderung der Einheit der Christen" unterhält. Das Institut ist die wissenschaftliche Arbeitsstätte des Evangelischen Bundes.

Klärung des Kirchen- und Einheitsverständnisses das zentrale Thema

Koch betonte, die Klärung des Kirchen- und Einheitsverständnisses sei das zentrale Thema im ökumenischen Dialog. Es sei wichtig, zu einem ökumenisch verbindlichen Konsens über Kirchenverständnis, Eucharistie und Ämterverständnis zu kommen. Diese Klärung könne ein "weiterer, wichtiger Schritt" auf dem Weg der Ökumene sein. Koch verwies in diesem Zusammenhang auf den Dialog zwischen seinem Dikasterium und der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

Der Schweizer Theologe erläuterte, das Kirchenverständnis basiere auf drei Säulen: die Einheit des Glaubens, der Sakramente und der theologischen Ämter. Nicht wenige aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hätten das Ziel einer Einheit von Bekenntnis, Ämtern und Sakramenten aufgegeben. Koch lehnte es jedoch ab, die "Leuenberger Konkordie" als Modell für ökumenische Beziehungen auch zur katholischen Kirche zu sehen.

Die Vereinbarung, die in Leuenberg bei Basel verabschiedet wurde, begründete im März 1973 die Kirchengemeinschaft zwischen den lutherischen, reformierten und den aus ihnen hervorgegangenen unierten Kirchen in Europa. Mit dieser Konkordie sicherten sich die Unterzeichnenden wechselseitig die volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft zu. Das neue Verhältnis wurde mit der Formel "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" zum Ausdruck gebracht. Dieses Verständnis reicht nach Kochs Meinung nicht aus. (epd)