Deutliche Kritik an Diskussionskultur bei Reformprojekt

Bischof Jung zum Synodalen Weg: "Raum voller Verletzungen"

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 09:29 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Argumente und Gedanken seien oft nicht weiterentwickelt worden, der scharfe Ton sei zu seinem Bedauern häufig nicht von der Moderation gerügt worden: Bischof Franz Jung übt Kritik an der Diskussionskultur beim Synodalen Weg.

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Der Würzburger Bischof Franz Jung hat erneut die Diskussionskultur beim Synodalen Weg kritisiert. Argumente und Gedanken seien oft nicht weiterentwickelt worden, sagte Jung nach Angaben seiner Pressestelle vom Sonntag. Der Bischof habe eine "Hermeneutik des Verdachts" wahrgenommen. Oft sei es dem Anschein nach mehr um einen Schlagabtausch gegangen, der oft scharfe Ton sei zu seinem Bedauern häufig nicht von der Moderation gerügt worden. Die Teilnehmenden hätten einander in der eigenen Befindlichkeit und Verantwortung wahrgenommen. "Es war ein Raum voller Verletzungen", sagte der Bischof.

Jung ergänzte, im Ergebnis seien eher kirchenpolitische Kompromisse zustande gekommen, anstatt dass alle Beteiligten wirklich auf einer neuen Einsichtsebene angelangt wären. "Geistgewirkte Einheit kommt anders zustande und ist am Ende wahrscheinlich fruchtbarer und nachhaltiger", so der Bischof.

Herausfordernde Arbeitsweise

Die Arbeitsweise des Synodalen Wegs habe er als herausfordernd empfunden. Das habe unter anderem daran gelegen, dass dem Plenum die Diskussion aus den Synodalforen nicht bekannt gewesen sei. Auch die Menge und Lesbarkeit der Texte habe eine Vorbereitung schwer gemacht. Dennoch, so resümierte der Bischof, sei der Synodale Weg "eine wertvolle Begegnung von Bischöfen und Nicht-Bischöfen auf Augenhöhe" und eine "wichtige Einübung einer synodalen Kultur".

Jung hatte bereits vor einer Woche nach dem Abschluss der letzten Vollversammlung des Synodalen Wegs erklärt, die Diskussionskultur müsse verbessert werden. Die Synodalversammlung beschloss unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses, in den alle 27 deutschen Ortsbischöfe einziehen sollen. Das Gremium soll einen Synodalen Rat als dauerhaftes Organ gemeinsamer Beratung und Entscheidung von Bischöfen und Laien in Deutschland vorbereiten. Gegen einen solchen Rat hatte der Vatikan zu Jahresbeginn ein Stopp-Signal gesetzt, nachdem er von fünf deutschen Bischöfen angeschrieben worden war.

Jung äußerte sich bereits am Freitagabend bei der Frühjahrs-Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Der Diözesanrat ist das höchste katholische Laiengremium im Bistum. (KNA)