Bischöfe warnen vor Polarisierung und Vertrauensverlust in der Kirche

Weltsynode: Nordamerika fordert Jugendbeteiligung bei Bischofssynode

Veröffentlicht am 13.04.2023 um 16:11 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Seit gestern beraten die Synodenplaner im Vatikan über die Ergebnisse der kontinentalen Phase der Bischofssynode. Nach Asien und Südamerika liegt nun auch die nordamerikanische Zusammenfassung zur Weltsynode vor – mit interessanten Einblicken.

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Die US-amerikanischen und kanadischen Bischöfe haben ihre Zusammenfassung der kontinentalen Etappe der Weltsynode veröffentlicht. Darin wird die Sorge formuliert, dass die Jugend bei der römischen Bischofsversammlung überhört werde. "Wir sind besorgt, dass junge Menschen nicht mit am Tisch sitzen, und wir fragen uns, wie sie in Rom vertreten sein werden", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Dokument. Oftmals sei in den Beratungen zur Sprache gekommen, dass Jugendliche weder in den Pfarreien noch bei der Weltsynode eine Rolle spielten.

Die Bischöfe konstatieren starke Spannungen in der Kirche. "Der synodale Prozess der Unterscheidung in Nordamerika hat gezeigt, dass die Kirche, wie die Gesellschaft, Polarisierung und einen starken Sog in Richtung Fragmentierung erlebt." Dies sei ein Hauptthema der diözesanen, nationalen und kontinentalen Phasen der Synode gewesen. Eine erhebliche Bedrohung für die Gemeinschaft innerhalb der Kirche sei fehlendes Vertrauen zwischen Bischöfen und Laien, aber auch zwischen dem Klerus im Allgemeinen und Laien. "Einer der größten Spannungsbereiche in Nordamerika ist die Krise des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und ihre Auswirkungen, die zu einem Vertrauensverlust geführt haben, der nicht überbewertet werden kann", heißt es in dem Dokument.

Zudem nennt das Dokument verschiedene Themenfelder, die eine Rolle bei der Bischofsversammlung im Herbst spielen sollten. Unter anderem müsse die Kirche weiter Synodalität lernen, neue Formen der Mitverantwortung finden und eine größere Offenheit gegenüber Ausgegrenzten zeigen. Begründet werden diese Forderungen durch die gemeinsame Taufwürde der Christen. Zu den Gruppen, die während der kontinentalen Etappe benannt wurden, gehörten "Frauen, junge Menschen, Einwanderer, ethnische oder sprachliche Minderheiten, LGBTQ+-Personen, Menschen, die geschieden und ohne Annullierung wiederverheiratet wurden, und solche mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen." Während die Gründe, die Kirche als abweisend zu erleben, unterschiedlich seien, "ist das Bedürfnis der Kirche gemeinsam, die Taufwürde eines jeden authentisch gerecht zu werden", heißt es in dem Dokument.

Rolle der Frau in der Kirche

Vor allem Frauen sollten eine größere Präsenz in der Kirche bekommen. "Ein häufig zu hörender Ruf war, dass 'mehr Raum für sie geöffnet werden muss, insbesondere an den Entscheidungstischen'" Die Kirche sei ermutigt worden, "die Rolle der Frau anzuerkennen, zu erkennen und zu fördern ... damit sie eine größere Präsenz in der Kirche haben".

Die kontinentale Phase der Weltsynode für Nordamerika bestand aus zwölf zweieinhalbstündigen Online-Konferenzen. An ihnen nahmen 931 Delegierte und 146 Bischöfe aus den USA und Kanada teil. Im Anschluss an die digitalen Versammlungen trafen sich Repräsentanten mit dem Synoden-Organisationsteam Nordamerikas und verfassten die nun erschienene Zusammenfassung. Während in Rom seit Mittwoch über die Ergebnisse der sieben Kontinentalversammlungen beraten wird, liegen bisher nur die Zusammenfassungen aus Amerika, Asien und Lateinamerika öffentlich vor. Am 20. April will der Vatikan über die Ergebnisse informieren.

Anfang Februar fand in Prag das europäische Treffen mit Delegationen aus rund 40 europäischen Ländern statt. Ein vorläufiges Abschlussdokument hat die unterschiedlichen Beiträge zusammengetragen. Spannungen zwischen "konservativen" und "progressiven" Strömungen wurden darin offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals. Enthalten sind auch divergierende Standpunkte zu Themen wie Weihe von Frauen oder zu Varianten von Liebe und Sexualität, die der kirchlichen Morallehre nicht entsprechen. (ben)