Geistlicher sammelte über Jahrzehnte teils kinderpornografisches Material

Trierer Aufklärer: "Vage Hinweise" auf Kinderschänderring um Priester

Veröffentlicht am 19.04.2023 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Der Missbrauchsfall um einen Priester im Bistum Trier zieht weitere Kreise: Laut dem Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission gibt es "vage Hinweise" auf einen Kinderschänderring im Umfeld des Geistlichen.

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Der Vorsitzende der Trierer Missbrauchs-Aufarbeitungskommission und frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers sieht "vage Hinweise", dass es im Umfeld eines verstorbenen Priesters "einen Kinderschänderring gegeben haben könnte". Es sei daher wichtig, dass sich die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit dem Thema befasse, sagte Robbers im SWR.

Öffentlich gemacht hatte der Neffe des Priesters den Fall, nachdem er im Haus des Verstorbenen Kisten mit teilweise pornografischen Fotos und Filmen fand. Sie zeigten teilweise auch Minderjährige. Die Aufnahmen sollen von den 1960er-Jahren bis in die 2000er-Jahre reichen. Der Neffe informierte daraufhin den Trierer Bischof Stephan Ackermann und sprach auch mit Robbers über den Fall.

2012 sanktioniert

Der Priester wurde nach Angaben des Bistums 2012 sanktioniert. Er durfte keine Messen mehr feiern, und der Umgang mit Jugendlichen wurde ihm verboten. Zuvor genoss er hohes Ansehen; wegen seines Engagements für Afrika wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Er war als Seelsorger in verschiedenen Gemeinden im Saarland und in Rheinland-Pfalz tätig und an Schulen eingesetzt. Ab 1970 war er laut Bistum zum Studium in Köln beurlaubt und in Nordrhein-Westfalen einige Jahre auch als Religionslehrer aktiv. Zuletzt gab es Hinweise auf ein Doppelleben des Priesters unter falschem Namen in Afrika.

Ackermann beauftragte Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg, alle Informationen zusammenzutragen, "um die Dimension des Falles wirklich zu erfassen" und aufzuarbeiten. Betroffene oder Zeugen sollten sich bei den Ansprechpersonen des Bistums melden. Geprüft werde auch, wie mögliche Betroffene aus Afrika erreicht werden könnten. (KNA)