Weltsynode: Arborelius warnt deutsche Katholiken vor Enttäuschungen
Der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius hat die reformwilligen Katholiken in Deutschland vor einer Enttäuschung durch die Weltsynode gewarnt. "Ich denke nicht, dass die deutsche Sicht viel Einfluss auf die Weltkirche hat", sagte Arborelius im Interview mit der "Tagespost" (aktuelle Ausgabe). Die Synode werde die Themen des Synodalen Wegs zwar irgendwie berühren, die deutsche Sicht werde aber nicht so wichtig sein, wie man in Deutschland vielleicht denke: "Die deutsche Stimme ist nicht die wichtigste der Weltkirche."
"Natürlich kann man Ideen weitergeben, aber man kann nicht damit rechnen, dass alle diese Ideen übernehmen", so der Kardinal weiter. Die deutschen Katholiken sollten versuchen, einen gemeinsamen Weg mit der Weltkirche zu finden. "Ich finde es schade, dass man in Deutschland einen Sonderweg gewählt hat", sagte Arborelius mit Blick auf den Synodalen Weg. Es könne sehr schmerzhaft werden, wenn sich zeige, dass es nicht möglich ist, "einen Sonderweg zu gehen und katholisch zu bleiben".
Welt ohne Interesse an innerkirchlichen Verhältnissen
Von der Weltsynode erwartet Arborelius, dass dort ein Weg für die Neuevangelisierung gefunden wird. Das bedeute, "dass wir nicht mehr über die Funktionen und die Machtverhältnisse oder unsere eigenen Probleme sprechen". Die Kirche müsse versuchen, mit der Botschaft Christi auf die Welt zuzugehen, statt über sich selbst zu sprechen. "Die Welt braucht die Botschaft Christi. Wenn wir ihr das nicht geben können, dann ist der Synodale Prozess irgendwie gescheitert." Die Welt interessiere sich nicht für die innerkirchlichen Verhältnisse. "Wir sind nicht so wichtig. Wir sind nur als Verkünder und Propheten relevant."
Zum jüngsten Hirtenbriefrief der nordeuropäischen Bischöfe über die menschliche Sexualität sagte Arborelius, dass dieser versucht habe, darauf zu schauen, wie man als Christ heute mit dem biblischen Menschenbild leben könne. "Wichtig ist, dass wir akzeptieren, dass wir entweder Mann oder Frau sind", betonte der Kardinal und ergänzte: "Die biblische Auffassung vom Menschen ist immer noch gültig." Grundsätzlich bleibe der Mensch immer Mensch, entweder Mann oder Frau. "Gott hat uns so gewollt. Auch wenn Mann und Frau ein anderes Geschlecht wählen, bleibt es, wie es ist." Doch selbstverständlich müsse die Kirche allen Menschen mit Liebe und Respekt begegnen. In dem Ende März veröffentlichten Brief drückten die Bischöfe unter anderem der LGBTQ-Bewegung ihre grundsätzliche Wertschätzung aus, kritisierten jedoch das Ansinnen der Bewegung, einen einfacheren Wechsel der geschlechtlichen Identität zu ermöglichen. (mal)