Er sei zutiefst erschrocken über das Ausmaß

Trierer Generalvikar spricht in Landtagsausschüssen zu Missbrauchsfall

Veröffentlicht am 28.04.2023 um 09:41 Uhr – Lesedauer: 

Saarbrücken/Trier ‐ Der 2022 verstorbene Priester Edmund Dillinger soll jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht und pornografisches Material gesammelt haben. Nun stand Triers Generalvikar zum Missbrauchskomplex Rede und Antwort.

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Der Verwaltungschef des Bistums Trier, Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg, hat am Donnerstag den Landtagsausschüssen für Bildung und Soziales im Saarland über den Missbrauchskomplex rund um den Priester Edmund Dillinger Rede und Antwort gestanden. Er sei zutiefst erschrocken über das Ausmaß des Falls, das Dunkelfeld müsse erhellt werden, teilte von Plettenberg auf Anfrage nach der Ausschusssitzung mit. Er betonte: "Dies kann nicht durch das Bistum selbst passieren, das selbst beschuldigt wird, dieses unendliche Leid für viele Betroffene durch bewusste Unachtsamkeit und krasses Fehlverhalten mitverantworten zu müssen."

Es brauche vielmehr eine unabhängige Aufarbeitung und Aufklärung. Dabei müssten besonders "die Betroffenen von den Verbrechen des Herrn Dillinger, die Verantwortlichen beziehungsweise Verantwortungsstrukturen des Bistums, sowie weitere, bisher unbekannte Verzweigungen des Falls" in den Blick genommen werden, so von Plettenberg. Er koordiniert für das Bistum die Aufarbeitung in dem Fall. Das Handeln des Bistums in dem Fall stieß zunächst auf Kritik.

Trotz Hinweisen an Schule beschäftigt

Das saarländische Bildungsministerium befasst sich mit dem Thema, weil Dillinger von 1979 bis 1999 als Religionslehrer an einer Schule in Saarlouis tätig war – obwohl es bereits Anfang der 1970er-Jahre Hinweise auf sexualisierte Gewalt gegeben hatte. Das Bildungsministerium hatte die Diözese scharf kritisiert, weil es nicht über die Vorgeschichte Dillingers informiert worden sei. Von Plettenberg sagte nun, er habe sich in der vergangenen Woche bei Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) entschuldigt, dass in dem konkreten Fall von Seiten des Bistums die Meldekette nicht funktioniert habe. Künftig solle es ein abgesprochenes transparentes Meldeverfahren in Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdungen geben.

Intern habe das Bistum seit Jahren Regeln. Dazu zählten etwa regelmäßige Präventionsschulungen, institutionelle Schutzkonzepte und Meldeverfahren mit Strafverfolgungsbehörden. Nach außen, auch gegenüber der Schulbehörde, brauche es weitere Instrumente. Als einen ersten Schritt nannte er die Überprüfung der laufenden Gestellungsverträge auf Verdachtsfälle bezüglich Kindeswohlgefährdung.

Der 2022 verstorbene Priester Edmund Dillinger soll jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht haben. In seinem Nachlass wurden hunderte pornografische Fotos und Diafilme gefunden. Inzwischen ermitteln die Staatsanwaltschaften Mainz und Saarbrücken. Die Aufarbeitungskommission im Bistum befasst sich mit dem Fall; die Landesregierung im Saarland hat eine Meldestelle für Betroffene eingerichtet. (KNA)