Suche nach möglichen Tatbeteiligten

Staatsanwaltschaft durchsucht in Missbrauchsfall Priester-Haus

Veröffentlicht am 28.04.2023 um 17:32 Uhr – Lesedauer: 

Saarbrücken ‐ Jahrzehntelang soll der 2022 verstorbene Priester Edmund Dillinger Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht haben, erst durch einen Fund seines Neffen wurde der Fall publik. Nun gehen die Ermittlungen weiter.

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Im Missbrauchsfall um Edmund Dillinger aus dem Bistum Trier haben Ermittlungsbehörden am Donnerstag das Privathaus des Verstorbenen durchsucht. Wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken auf Anfrage am Freitag mitteilte, suchten Ermittler des saarländischen Landespolizeipräsidiums und der Staatsanwaltschaft nach Hinweisen "auf etwaige konkrete noch lebende Tatbeteiligte an etwaigen konkreten verfolgbaren Missbrauchstaten". Im Haus sei Fotomaterial sichergestellt worden, insbesondere Dias. Zuerst hatte die "Rhein-Zeitung" über die Durchsuchung berichtet.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, keine Angaben zum Inhalt des Fotomaterials machen zu können. Es könne auch nicht gesagt werden, ob es sich dabei um mögliche strafbare Inhalte handele oder ob sich daraus Hinweise auf die Ermittlungsfragen ergäben. Es sei aufgrund "der Menge und Beschaffenheit" nicht möglich gewesen, das Material vor Ort zu sichten. Die Prüfung dürfte "eine nicht unerhebliche" Zeit in Anspruch nehmen.

Jahrzehntelanger Missbrauch

Der 2022 gestorbene Dillinger soll jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht haben, auch in Afrika. Nach dem Tod hatte sein Neffe im Haus Hunderte pornografische Fotos und Diafilmstreifen gefunden. Das damals von ihm mitgenommene Material nahm inzwischen die Staatsanwaltschaft Mainz an sich. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken überprüfte jetzt darüber hinaus selbst das Haus des Verstorbenen auf weiteres Material. Sie will herausfinden, ob es noch lebende Tatbeteiligte und nicht verjährte Taten gibt. Zuletzt hieß es von der Aufarbeitungskommission im Bistum Trier, dass es möglicherweise Mittäter gebe.

Der Neffe hatte den Fall Mitte April in der "Rhein-Zeitung" öffentlich gemacht. Das Blatt hatte dazu Fotos aus dem Haus publiziert, die unordentliche und vollgestopfte Räume zeigen. Der Neffe sagte damals, sein Onkel sei "zum Messie geworden". Er gab an, dass nach dem Tod des Priesters zweimal in das Haus eingebrochen worden sei. Die Staatsanwaltschaft teilte nun mit, das Haus im Saarland sei nun polizeilich versiegelt. Die Durchsuchung habe in Einvernehmen mit dem Neffen stattgefunden. (KNA)