Kontroversen um Vatikanbriefmarke zum Weltjugendtag
Die Vatikanbriefmarke zum Weltjugendtag hat Kontroversen ausgelöst. Die Zeitung "Il Messaggero" berichtete am Mittwoch über die "politisch unkorrekte Briefmarke". Das von Künstler Stefano Morri entworfene Motiv zeigt Papst Franziskus auf dem Denkmal der Entdeckungen in Lissabon. In Portugals Hauptstadt wird der Weltjugendtag Anfang August stattfinden. Statt des portugiesischen Eroberers und Seefahrers Heinrich steht das katholische Kirchenoberhaupt am Fluss Tejo und zeigt in die Ferne. Hinter ihm sind Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Nationalitäten abgebildet.
Der portugiesische Kurienbischof Carlos Alberto de Pinho Moreira Azevedo, Mitglied des Päpstlichen Geschichtskomitees, bezeichnete die Briefmarke laut Zeitung als etwas "sehr Geschmackloses". In der Beschreibung der Briefmarke heißt es: "So wie das Denkmal Heinrich den Seefahrer zeigt, der die Mannschaft bei der Entdeckung der neuen Welt anleitet, zeigt die Briefmarke Papst Franziskus, der junge Menschen und die Kirche anleitet." Heinrich gilt als Begründer des portugiesischen Kolonialreichs. Die Aufarbeitung des Kolonialismus wird seit einigen Jahren in der portugiesischen Öffentlichkeit breit diskutiert.
Erklärung zur sogenannten Entdeckungs-Doktrin
Erst Anfang April hatten Vatikanbehörden eine Erklärung zur sogenannten Entdeckungs-Doktrin abgegeben. Bei dem Papstbesuch in Kanada 2022 hatten Indigene eine Abkehr von dem Schreiben gefordert. In der Erklärung heißt es, die Doktrin sei nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche. Die entsprechenden Papstschreiben aus dem 15. und 16. Jahrhundert seien "nie als Ausdruck des katholischen Glaubens" angesehen worden. Die katholische Kirche erkenne an, dass diese sogenannten Bullen von damals nicht angemessen die Rechte und die Würde der indigenen Völker wiedergegeben hätten.
Die Doktrin, die nie ausdrücklich als kirchliche Lehre formuliert, aber weithin als gültig angenommen wurde, ging von der Idee aus, dass Amerika im 15. Jahrhundert von den Europäern entdeckt worden sei. Daher wurde auch die Aufteilung der "Neuen Welt" unter den Kolonialmächten England, Frankreich, Spanien und Portugal als rechtmäßig angesehen und mit päpstlichen Schreiben beglaubigt. Eine Folge war eine kulturelle Unterdrückung der indigenen Völker, die bis weit ins 20. Jahrhundert andauerte. (KNA)