Vorwurf, humanitäre Hilfe sei nur Tropfen auf dem heißen Stein

Erzbischof Burger nach Lateinamerika-Reise: Jede Hilfe zählt

Veröffentlicht am 21.05.2023 um 11:42 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Freiburg ‐ Humanitärer Hilfe werde oft vorgeworfen, "sie sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber für mich ist klar, dass jeder Tropfen für die zählt, die jeden Tropfen brauchen", betont Erzbischof Burger nach einem Besuch in Lateinamerika.

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Nach einem Besuch in Lateinamerika hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger weitere Unterstützung für humanitäre Hilfsprojekte angekündigt. Dieser Hilfe werde oft vorgeworfen, "sie sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber für mich ist klar, dass jeder Tropfen für die zählt, die jeden Tropfen brauchen", sagte er am Sonntag, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte.

In Kolumbien seien Gewalterfahrungen, teilweise "himmelschreiende Armut" und Traumatisierungen durch Vertreibung und Flucht sehr präsent, fügte der Bischof hinzu. Angesichts dessen habe es ihn beeindruckt, wie die Menschen mit ihrer Situation umgingen, "allen voran die Frauen". So bauten die Bewohner von Armenvierteln selbst Straßen und Kanalanlagen. Zudem lehnten sie sich auf gegen das Vergessen derer, die gewaltsam verschleppt worden seien.

Burger ist auch Vorsitzender der Kommission für karitative Fragen der Bischofskonferenz. Die Delegation, zu der auch die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, gehörte, besuchte den Angaben zufolge auch Venezuela. Aus dem krisengebeutelten Land fliehen zahlreiche Menschen in das Nachbarland Kolumbien. Ein durchgehendes Thema der Reise seien zudem die "bedrückenden Folgen der Klimakrise" gewesen, die in beiden Ländern mit der Kohle- und Erdölförderung, der Zerstörung des Regenwaldes und dem Bergbau zusammenhängen.

Ohne soziale Gerechtigkeit kein Ende der Konflikte

Welskop-Deffaa mahnte, ohne soziale Gerechtigkeit werde es in Kolumbien kein Ende der bewaffneten Konflikte geben. Die katholische Kirche des Landes ist Partner des Friedensprozesses, den Präsident Gustavo Petro angestoßen hat. Entscheidend für dessen Erfolg sei die Einbeziehung von Frauen, betonte die Caritas-Präsidentin: "Sie sind über Jahre wiederholt in besonderer Weise Opfer der Gewalt geworden. Jetzt müssen sie zu Motoren eines nachhaltigen Friedens werden."

Kolumbiens linker Präsident Petro strebt derzeit mit seinem Konzept "Paz total" eine komplette Befriedung des Landes an, das unter den Folgen eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs leidet. 2016 hatten die kolumbianische Regierung und die linksgerichtete FARC-Guerilla einen Friedensvertrag unterzeichnet. Gleichwohl bleibt die Sicherheitslage in Teilen des südamerikanischen Landes kritisch. Immer wieder kommt es zu Gewalt und Morden an Sozialaktivisten und Menschenrechtlern. (KNA)