Scorsese: Merkte, dass ich mich hinter Priesterberuf verstecken wollte
Oscar-Preisträger Martin Scorsese hat über seinen Wunsch, Priester zu werden, und über seine jetzige Berufung als Regisseur berichtet. Die Kirche sei immer ein Teil seines Lebens gewesen, sagte Scorsese in einem Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift "La Civilta Cattolica" in Rom, die ein entsprechendes Video am Donnerstag veröffentlichte. Scorsese, der in New York in einer italoamerikanischen Familie aufwuchs, besuchte als Kind eine katholische Schule und lernte in der Gemeinde einen jungen Priester kennen. Dieser habe ihn so geprägt, dass er ihm nacheifern wollte.
Zwei Monate lang habe er eine Schule zur Vorbereitung auf ein Priesterseminar besucht. Dann sei er "zum Verlassen eingeladen worden", erzählte der Regisseur von "The Wolf of Wall Street" und "GoodFellas" lachend. An dem Punkt habe er begriffen, dass jemandem nacheifern zu wollen, nicht ausreiche. "Du musst eine Berufung haben. Das ist eine ernste Sache", sagte der heute 80-Jährige.
Hinter dem Priesterberuf verstecken
Scorsese habe gemerkt, dass er sich hinter dem Priesterberuf habe verstecken wollen. Aber man müsse "eine wahre Liebe und ein wahres Verständnis haben". Stattdessen wurde er Regisseur. Seit den 1960er-Jahren denke er über einen Jesus-Film nach. Er sollte Jesus in der damaligen Zeit in den Mietskasernen der Lower East Side zeigen. Dann sei ihm aber der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini mit "Das 1. Evangelium – Matthäus" zuvorgekommen.
Im Jahr 1988 erschien Scorseses Film "Die letzte Versuchung Christi", 2016 "Silence" über zwei Jesuiten in Japan. Laut dem Chefredakteur von "Civilta Cattolica", Antonio Spadaro, plant der Oscar-Preisträger einen neuen Jesus-Film. Ein Drehbuch soll bereits existieren. Vergangenen Samstag hatten Spadaro und Scorsese Papst Franziskus bei einer Audienz im Vatikan getroffen. (KNA)