Neuer Tagessegen-Sprecher Paulus Terwitte: Ich mache es wie Jesus
"Jeder ist dazu berufen, ein Segen zu sein, und dazu möchte ich ermutigen", sagt Bruder Paulus Terwitte. Der Kapuzinermönch übernimmt ab Samstag als neuer Sprecher den Tagessegen. Durch seine Tätigkeit als Fernsehmoderator, Buchautor und Mitgestalter von Fernsehgottesdiensten ist der 63-Jährige mittlerweile einem breiten Publikum bekannt. Sein Amt als Tagessegen-Sprecher ist für Terwitte aber nicht die einzige Neuerung in den kommenden Monaten.
Frage: Bruder Paulus, warum haben Sie zugesagt, als die Katholische Fernseharbeit Sie gefragt hat, ob Sie der neue Sprecher des Tagessegens werden wollen?
Terwitte: Das Wort Gottes wird in der katholischen Kirche jeden Tag an allen Orten dieser Welt in der gleichen Auswahl verkündet. Mir ist es wichtig, dass man in Verbundenheit mit der Weltkirche daraus einen Abschnitt nimmt. Ich will denen, die mit der Kirche leben und auch denen, die als Zaungäste zuschauen, sagen, was das Wort Gottes im eigenen Alltag bedeuten kann.
Frage: Was macht da für Sie den Reiz des Formates "Tagessegen" aus?
Terwitte: Meine Zuschauerinnen und Zuschauer sollen wissen, dass sie gesegnet in den Tag gehen. Jeder ist dazu berufen, ein Segen zu sein, und dazu möchte ich ermutigen.
Frage: Woher nehmen Sie die Inspiration, sich für jeden Tag einen neuen Impuls auszudenken?
Terwitte: Ich mache es eigentlich ganz einfach wie Jesus: Durch die Beobachtung des Lebens der Menschen hat er immer wieder aufgespürt, wo Gottes Reich sichtbar wird und wie wir daran mitwirken können. Ich brauche nur in mein Leben und meinen Alltag zu schauen. Ich bin darin sehr geübt, ihn mit der Heiligen Schrift zu verbinden und immer neu daraus zu hören, dass Gott treu ist und uns frei leben lässt an seiner Kreativität.
Pfarrer Förg: "Tagessegen" ist mittlerweile eine Gemeinde geworden
Am ersten Adventssonntag 2005 startete das Video-Format "Tagessegen". Über 5.000 Folgen sind bisher entstanden. Im katholisch.de-Interview zum Jubiläum spricht Pfarrer Heinz-Jürgen Förg über sein "Abkommen mit dem Heiligen Geist" und darüber, wie er Menschen den Weg zurück in die Kirche ebnet.
Frage: Sie nehmen also durchaus auch Beispiele aus Ihrem Leben zur Hand?
Terwitte: Genau. Aus dem, was mir als franziskanischem Bruder aus der Begegnung mit den Menschen immer wieder neu entgegenkommt. Das ist sehr unterschiedlich. Und da erlebe ich, dass das Wort Gottes immer eine Inspiration gibt, die Dinge noch einmal neu zu sehen. Der Alltag ist der Ort, an dem Jesus gerne bei den Menschen war. Ich möchte auch gerne aus meinem Alltag heraus mit diesem Segen einen Moment lang mein Leben mit den Menschen teilen, die sich durch diesen Segen ansprechen lassen.
Frage: Den Tagessegen gibt es seit über 17 Jahren. In einem Interview hat Pfarrer Förg betont, dass aus den Zuschauerinnen und Zuschauern mittlerweile eine regelrechte Gemeinde geworden ist. Was unterscheidet diese Form der Gemeinde von der Kirchengemeinde vor Ort?
Terwitte: Das ist eine Gemeinde von Menschen, die sich über den Heiligen Geist verbunden wissen und die wissen, dass sie an einem gemeinsamen Werk mitwirken, nämlich Gottes frohe Botschaft in die Welt hineinzusprechen. Da sind Menschen dabei, die kirchlich verbunden sind und jene, die neu versuchen, mit dem Wort Gottes ihren Alltag zu bestehen und zu spüren, wie sich in ihrem Alltag Gottes Gegenwart entfaltet.
Frage: Ist das schwieriger, wenn man in eine Kamera spricht und nicht – wie im Gottesdienst – sieht, wer vor einem sitzt?
Terwitte: Das ist auch der Reiz der kirchlichen Verkündigung, dass Menschen erreicht werden, von denen wir nicht wissen, in welcher Lebenssituation sie sind, die Suchende sind, die vielleicht auch traurig oder depressiv sind. Die Heilige Schrift ist eine Sammlung von Erfahrungen von Menschen, die sich in den verschiedensten Lebenslagen als Gesegnete von Gott wissen, angefangen vom Segen Abrahams bis hin zu den Menschen, die mit Christus Heilung erfahren haben. Das waren auch Menschen, die gearbeitet haben, die ihre Alltagsprobleme zu bewältigen hatten. Das unterscheidet sich nicht so sehr von dem, was Menschen heute erfahren. Ich glaube, da entsteht so eine Art Solidarität in der Geschichte und Solidarität mit den Menschen, die heute in dieser Zeit leben.
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Frage: Für Sie persönlich ist der Einstand als Tagessegen-Sprecher nicht die einzige Neuerung: Im Juli ziehen Sie von Frankfurt in den Kapuziner-Konvent nach München. Was bedeutet der Tapetenwechsel für Sie persönlich?
Terwitte: Dadurch verwirklicht sich, was ich gewählt habe: Ein Bruder zu sein, der bereit ist, neue Aufgaben anzunehmen, der bereit ist, mit dem, was Gott ihm geschenkt hat, an den Orten zu wirken, an die er gesandt ist. Es verwirklicht sich einmal mehr, was ich in jungen Jahren gewählt habe, als ich Kapuziner wurde.
Frage: Die Erfahrungen, die Sie bei diesem Wechsel machen, können also durchaus auch Thema Ihrer Tagessegen-Videos sein?
Terwitte: Ich glaube, dass Veränderungen im menschlichen Leben bei niemandem ausbleiben. Bei keinem bleibt etwas, wie es ist – und wer will, dass alles so bleibt, wie es ist, der will nicht, das es bleibt. Nur Gott, der bleibt, er bleibt in allem gegenwärtig und ist die Bewegung in allem. Wenn ich mich nun auch so offensichtlich örtlich verändere, dann kann auch das bezeugen, dass Veränderung Zukunft schaffen bedeutet.
Frage: Was haben Sie sich für Ihre Zeit als Sprecher vorgenommen?
Terwitte: Ich möchte Menschen so ansprechen, dass sie spüren: Da ist einer, der geht mit großem Gottvertrauen und der Zusage Gottes durch die Welt, dass Menschen ein Segen sind. Gerade da, wo Menschen sich fragen, wo der Segen in ihrem Leben ist, möchte ich ein Augenöffner sein. Bei diesem Tagessegen spreche ich spontan zu den Menschen. Das ist auch etwas, zu dem ich Menschen ermutigen will: Dass sie spontan und gerne aus dem Wort Gottes schöpfend in ihrer Alltagssituation auch anderen Mut machen und anderen zum Herzensöffner werden, damit sie neu Hoffnung schöpfen für ihr eigenes Leben. Jeder ist berufen, täglich zu verkünden. Ich ermutige dazu, viel öfter zu sagen, dass diese Welt in Gottes Hand ist. Und wer selbst von Gott begeistert ist, der wird das auch gern mit mir weiterverkünden.
Frage: Wie lange werden Sie den Tagessegen übernehmen?
Terwitte: Das weiß ich nicht – wie ich überhaupt nicht weiß, wie lange ich irgendetwas mache. Wenn ich weniger plane und mehr vertraue, jeden Anfang und jedes Ende in Gottes Hand lege, werde ich erfahren: Was für ein Segen! Und von dieser Hoffnung will ich gern weitergeben.
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