Es gebe schon lange Koexistenz staatlicher und kirchlicher Institutionen

Tück: Seewald-Kritik an Kölner Theologie-Hochschule "verzichtbar"

Veröffentlicht am 21.06.2023 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 
Tück: Seewald-Kritik an Kölner Theologie-Hochschule "verzichtbar"
Bild: © Privat

Köln ‐ Ist die von Kardinal Woelki geförderte Theologie-Hochschule KHKT ein "Katechismus-Seminar"? Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hält der Kritik an der Institution die Kompetenz der Lehrenden entgegen – und verweist auf ähnliche Koexistenzen.

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Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück wendet sich gegen die Kritik des Münsteraner Dogmatikers Michael Seewald an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) an deren zu konservativer Ausrichtung. Die meisten dort dozierenden Professoren seien an staatlichen Fakultäten habilitiert worden und hätten an der Schnittstelle von Glauben und Zweifel einschlägige Arbeiten vorgelegt, sagte er dem Kölner Internetportal domradio.de am Mittwoch. "Insofern halte ich die Schelte schlicht für verzichtbar."

Die Pluralität der auch interdisziplinären Vernetzung sei zwar ein Vorzug staatlicher Fakultäten. Sie beinhalte jedoch auch "ein gewisses Risiko", dass dadurch "die einende Mitte der Theologie, um die natürlich immer neu gerungen werden muss, verblasst". Dadurch könne die Theologie ihre Orientierungsaufgabe verlieren, etwa mit Blick auf "jüngere, orientierungssuchende Studierende".

Es gebe schon lange eine Koexistenz von kirchlichen Hochschulen und theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten, etwa mit der kirchlichen Hochschule Heiligenkreuz in Österreich. Diese wachse gegen den Trend, wohl auch, weil sie eine lehramtskonforme Ausrichtung als Aushängeschild habe. Tück ruft dazu auf, kirchliche Hochschulen als "Bereicherung des Horizontes an theologischen Möglichkeiten" zu begreifen und den Studierenden die Wahl zu lassen. Generell befindet er jedoch, dass "ein gewisses Grundwohlwollen gegenüber dem Glauben der Kirche" auch der universitären Theologie gut anstehe.

Streit um Bezeichnung "Katechismus-Seminar"

Seewald hatte vorvergangene Woche den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für seine Unterstützung der KHKT kritisiert und die Institution in diesem Zusammenhang als "Katechismus-Seminar" bezeichnet. Wenn man die universitäre Theologie schwäche, um Theologen ideologisch gefügig zu machen, "verliert dieses Fach jeden intellektuellen Reiz", so der Dogmatiker. KHKT-Rektor Christoph Ohly wies diese Betitelung danach als unangemessen zurück. Im Sinne des Bemühens um den Glauben und die Offenbarung leisteten die Lehrenden "hochverantwortliche und hochgeschätzte theologische Arbeit".

Im Jahr 2020 hatte das Erzbistum die Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen, seither baut es diese als KHKT in Köln neu auf. Kritiker werfen Woelki vor, hier eine eigentlich nicht notwendige Hochschule als Gegengewicht zur Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn errichten zu wollen. Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln forderte die Auflösung der KHKT. Seine Vize-Vorsitzende Bettina Heinrichs-Müller bezeichnete das Projekt als "wissenschaftlich komplett überflüssig". Ohly verteidigte die Relevanz der Einrichtung unter anderem mit den Studierendenzahlen. (cph)