Fernández sieht Franziskus-Feinde am Werk

Künftiger Glaubenspräfekt verteidigt sich nach Kritik an Kuss-Buch

Veröffentlicht am 04.07.2023 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

La Plata ‐ Als junger Pfarrer veröffentlichte der neuernannte Präfekt des Glaubensdikasteriums ein Buch über das Küssen. Mit diesen Katechesen wollte er besonders junge Menschen erreichen. Nun gibt es Kritik an der Schrift – doch Fernández verteidigt sich.

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Der künftige Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat sich gegen Kritik an der Qualität seiner theologischen Schriften verteidigt. Papst Franziskus feindlich gesinnte Gruppen innerhalb der Kirche würden ihn mit dem Verweis auf eines seiner früheren Bücher öffentlich bloßstellen wollen, schreibt Fernández in einem Beitrag auf seinem Facebook-Profil, der am Montag (Ortszeit) veröffentlicht wurde. "Extreme Gruppen" würden auf diese Weise seine Reputation als Theologe angreifen wollen, so der argentinische Erzbischof. "Schon seit Jahren demütigen sie mich mit Zitaten aus diesem Buch."

Die Kritiker beziehen sich laut Fernández auf sein 1995 veröffentlichtes Buch "Heile mich mit deinem Mund. Die Kunst des Kusses". Bei der Schrift handele es sich um eine Sammlung von Katechesen aus seiner Zeit als Pfarrer, die sich mit dem Küssen beschäftigten. "Dazu inspirierte mich ein Satz aus der Zeit der Kirchenväter, der die Fleischwerdung als Kuss Gottes für die Menschheit bezeichnet." Er sei ein junger Pfarrer gewesen, der mit Vorträgen zu diesem Thema versucht habe, Jugendliche zu erreichen. Seine Kritiker würden ihm nun vorwerfen, "Quatsch" geschrieben zu haben. Doch er sei stolz darauf, sich mit einer "äußerst vielfältigen Sprache" an viele Menschen gerichtet zu haben, so Fernández.

"Auch dieser Sturm geht vorüber"

Katechetische Schriften für Heranwachsende seien zudem ein anderes literarisches Genre als theologische Bücher. "Da kann man nicht erwarten, dass es ein Handbuch der Theologie ist", schreibt der Erzbischof. Er habe auch zahlreiche Artikel in theologischen Fachzeitschriften veröffentlicht, die von seinem hohen Niveau als Theologe zeugten. "Das sind Texte, die vielleicht nur wenige verstehen." Für Franziskus seien seine Erfahrungen als Dekan der theologischen Fakultät ebenso wichtig wie seine Zeit als Pfarrer. Fernández äußere sich zu der Kritik an seiner Schrift öffentlich, um eventuellen Verwirrungen vorzubeugen und nicht um sich zu verteidigen. "Ich habe bereits viele Male diese Tricks aushalten müssen, und auch dieser Sturm geht vorüber."

Das Buch beschäftigt sich mit dem Phänomen des Kusses aus theologischer, philosophischer und poetischer Sicht. Es enthält zudem mehrere Gedichte zum Thema. Bereits im Vorwort der Schrift stellt Fernández klar, dass er nicht aus eigener Erfahrung über das Küssen spricht, sondern sich intensiv mit jungen Menschen zu dieser Thematik unterhalten habe, die darin weitreichende Erfahrungen hätten. Der argentinische Erzbischof wurde am Samstag von Papst Franziskus zum neuen Präfekten des Glaubensdikasteriums ernannt. Die Nachricht des vatikanischen Pressesaals zur Ernennung würdigte das theologische Werk von Fernández ausdrücklich: "Diese Schriften zeigen eine wichtige biblische Grundlage und ein ständiges Bemühen um einen Dialog zwischen Theologie und Kultur, evangelisierender Mission, Spiritualität und sozialen Fragen." Der Theologe, der von 2009 bis 2018 Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität in Buenos Aires war, gilt als Berater und enger Vertrauter von Franziskus. Seit 2018 war er Erzbischof von La Plata. (rom)