96-Jähriger wird nicht an Konsistorium teilnehmen

"Beichtvater des Papstes" zu Kardinalserhebung: Ich weinte stundenlang

Veröffentlicht am 13.07.2023 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

Buenos Aires/Mailand ‐ Er ist 96 Jahre alt und bald Kardinal: Luis Pasqual Dri. Nach seiner Ernennung verriet er, wann Papst Franziskus zuletzt bei ihm beichten war, warum ihm die Beichte so wichtig ist und wie er von seiner Kardinalskreierung erfahren hat.

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Seine Ernennung zum Kardinal hat der 96-jährige Kapuzinerbruder Luis Pasqual Dri für einen Scherz seiner Mitbrüder gehalten. "Sie machen oft alles Mögliche mit mir", sagte er der italienischen Tageszeitung Avvenire am Mittwoch. Als er die Nachricht dann selbst gelesen habe, habe er angefangen zu weinen – "stundenlang".

Dri sagte dem Avvenire, dass er aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht zum Konsistorium am 30. September nach Rom kommen werde. Als er zuletzt beim Papst im vatikanischen Gästehaus Santa Marta war, habe er eine gute Zeit mit Franziskus verbracht. "Ich konnte ihn umarmen und lange mit ihm reden. Wir haben gescherzt, sehr viel gescherzt. Sein Sinn für Humor ist beeindruckend. Sobald er mich sah, bat er mich, ihm die Beichte abzunehmen." Kurz vor seiner Abreise habe der Papst ein zweites Mal bei ihm gebeichtet.

Dri gilt als "Beichtvater des Papstes". Mehrmals berichtete Papst Franziskus von dem Ordensmann aus seiner Heimat. Der Papst stellte ihn als beispielhaften Beichtvater vor, der alles vergebe – so großzügig, dass er Gott um Vergebung für seine Großzügigkeit bitte. Im Interview bestätigte Dri diese Ankedote. "Nun, Jesus hat allen vergeben: Petrus, der Ehebrecherin, Matthäus, allen … sogar dem guten Dieb am Kreuz. Wenn mich viele Mitbrüder wegen meiner Nachsicht schelten, weil sie sehen, dass die Gläubigen ständig glücklich weggehen, knie ich vor dem Tabernakel nieder und bete: 'Verzeih mir, Herr, wenn ich zu viel vergebe, aber schließlich ist es deine Schuld.'"

Dri: Beichten lernt man im Beichtstuhl

Beichten sei sein Leben, betont Dri. Es sei ihm wichtig, die Menschen positiv zu empfangen: "Sie mit Zuneigung empfangen. Ihnen das Gefühl geben, zu Hause zu sein", erklärte der Ordensmann. Das könne man nur lernen, wenn man selbst regelmäßig beichte. "Es gibt keine andere Methode." Nur wer sich seiner eigenen Sündhaftigkeit bewusst sei, könne ein guter Beichtvater sein. Mit seiner Arbeit im Beichtstuhl wolle er bewusst "Zärtlichkeit" in die Probleme der Welt bringen. "Ich möchte das Leid der Menschen zumindest ein wenig lindern", sagte Dri.

Papst Franziskus ernannte am vergangenen Sonntag 21 neue Kardinäle. Drei von ihnen haben das maximale Alter von 80 Jahren zur Teilnahme an einem Konklave bereits überschritten: Neben Dri sind das der pensionierte Vatikandiplomat und langjährige Sekretär im Päpstlichen Migrantenrat, Agostino Marchetto (82) und Diego Rafael Padron (84), Alt-Erzbischof von Cumana in Venezuela. Mit seinen 96 Jahren wäre Dri ab September der drittälteste lebende Kardinal (Stand heute). Unter den zehn ältesten Kardinälen sind auch zwei Deutsche: Der emeritierte Münchener Erzbischof Friedrich Wetter mit 95 Jahren sowie der ehemalige Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, Walter Brandmüller, mit 94 Jahren. (ben)