Patriarch Sako kündigt Rückzug aus Bagdad an
Nach anhaltenden Querelen um seine Kompetenzen hat der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako seinen Rückzug aus seinem Amtssitz in Bagdad angekündigt. Er werde sich stattdessen in die Autonome Region Kurdistan im Nordirak in ein Kloster begeben, so der Kardinal in einem am Samstag veröffentlichten Schreiben. Darin spricht er von einem "noch nie da gewesenen politischen, nationalen und moralischen Chaos".
Der chaldäische Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, bestätigte am Samstag, Sako werde künftig die kirchlichen Angelegenheiten von Kurdistan aus beaufsichtigen. Der Sitz des Patriarchats der Chaldäischen Kirche werde aber nicht verlegt. Hintergrund ist ein innerkirchlicher Konflikt. Er endete damit, dass der irakische Präsident Abdul Latif Rashid am 3. Juli ein von Amtsvorgänger Jalal Talabani erlassenes Sonderdekret aus dem Jahr 2013 aufhob, das Sako weitreichende Befugnisse zur Verwaltung chaldäischer Stiftungsangelegenheiten einräumte. Das Dekret bezeichnete ihn offiziell als Oberhaupt der Chaldäischen Kirche.
Im Zuge des Konflikts war der Kardinal am Freitag von der Polizei vernommen worden, weil ihm vorgeworfen wird, Kirchenbesitz unrechtmäßig veräußert zu haben. Anschließend reiste er nach Istanbul, wo er an diesem Sonntag die Weihe des neuen chaldäischen Bischofs für Diyabakir, Sabri Anar, vornehmen soll.
Bischöfe aus der ganzen Welt bekundeten Solidarität mit Sako
Die Christen im Nordirak forderten bei Demonstrationen in Ankawa bei Erbil in der Autonomen Region Kurdistan und in Karamles in der Ninive-Ebene Gerechtigkeit für den Kardinal. Ebenso bekundeten chaldäische und weitere Bischöfe aus der ganzen Welt ihre Solidarität mit Sako.
Sako erklärte in seinem Schreiben an Präsident Rashid, den irakischen Premierminister Muhammad Shiaa al-Sudani sowie an das christliche und irakische Volk, die jüngsten dramatischen Entwicklungen dauerten an; er selbst werde angeklagt, während der tatsächlich Schuldige frei sei und geschützt werde. Gemeint ist damit Rayan Al-Kildani, Gründer der Miliz "Babylon-Brigaden" und der politischen Babylon-Bewegung. Rashids Entscheidung war nach einem Treffen mit Kildani gefallen.
Kildani wird von verschiedenen Seiten vorgeworfen, dass er in Diensten des Iran steht und christliches Eigentum in großem Stil an iranische Mittelsmänner verkauft. Sako und Kildani lieferten sich in den vergangenen Monaten heftige Wortgefechte. Der Patriarch warf dem Politiker und Milizenführer etwa vor, nicht die Interessen der Christen zu vertreten, auch wenn er dies vorgebe. Kildani warf Sako seinerseits vor, sich in die Politik einzumischen, Land unrechtmäßig zu veräußern und den Ruf der Chaldäischen Kirche zu schädigen. (KNA)