Papstreise in die Mongolei mit Hintergedanken?
Papst Franziskus reist Ende August erneut an die "Periferia", wie es im Italienischen heißt. In ein Randgebiet der Welt. Länder, in denen Christen eine Minderheit bilden, hat der 86-Jährige schon häufiger aufgesucht - ob am Polarkreis, in den Arabischen Emiraten oder Kasachstan. Am 31. August bricht er zu einem Neuneinhalb-Stunden-Flug in die Mongolei auf.
Die Zahl der Katholiken in dem ostasiatischen Land ist beeindruckend; beeindruckend klein. Gerade einmal knapp 1.500 Menschen gehören der Konfession an. So gibt es auch keine Bistümer oder gar eine Bischofskonferenz, dafür aber seit vergangenem Jahr einen Kardinal. Der Italiener Giorgio Marengo leitet die 2002 eingerichtete Apostolische Präfektur Ulaanbaatar, einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, der als Vorstufe eines Bistums gilt.
Weiterer Mosaikstein der päpstlichen Reisestrategie in Asien
Die wenigen Katholiken und ausländischen Missionare sowie die gerade einmal zwei einheimischen Priester möchte Franziskus mit seinem Besuch bestärken - auch vor dem Staat. Besonders christliche Kirchen haben es mit speziellen Visa und Aufenthaltsgenehmigungen für ausländische Missionare nicht immer leicht. Auch die notwendige Registrierung für religiöse Gruppen und Einrichtungen gestaltet sich mitunter langwierig und schwierig.
Zudem reiht sich die Mongolei perfekt ein in eine Art päpstliche Reisestrategie in Asien. Franziskus betrachtet den flächen- und bevölkerungsmäßig größten Kontinent als christlich(-katholische) Zukunftsregion. Nach Besuchen in Südkorea (2014), den Philippinen (2015), Myanmar (2017) sowie Thailand und Japan (2019) hätte Franziskus mit einem Besuch in der Mongolei die Volksrepublik China quasi halb umrundet. Ein Besuch in Peking gilt derzeit zwar als ausgeschlossen, aber mit seiner Reise kann der Papst die mediale Weltöffentlichkeit für das Thema Religion und deren friedensstiftende Aufgabe zumindest zeitweise auf die Region fokussieren.
Frieden zu stiften ist Franziskus besonders in der Ukraine wichtig. In Russland, dem anderen großen Nachbarland der Mongolei, sitzt ein für den Papst in dieser Angelegenheit wichtiger Ansprechpartner: der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I., ein wichtiger Verbündeter von Wladimir Putin in dessen Angriffskrieg.
Nach einem von Spannungen geprägten Videotelefonat und einer abgesagten Begegnung in Jerusalem der beiden im vergangenen Jahr scheinen sich die religiös-diplomatischen Kontakte zwischen Moskau und dem Vatikan wieder zu intensivieren. Mehrfach besuchte der Außenamtleiter des Patriarchats den Vatikan und sprach mit seinen Amtskollegen im Staatssekretariat. Zuletzt reiste der päpstliche Friedensbeauftragte Kardinal Matteo Zuppi nach Moskau und traf dort auch Kyrill.
Alles Vorboten für ein baldiges Treffen der beiden Kirchenoberhäupter? Zuletzt signalisierte der Papst, dass er sich ein solches Treffen mit Kyrill wünsche. Am Wochenende berichteten zwei staatliche russische Nachrichtenagenturen über neue Spekulationen dazu. Franziskus soll laut einem mutmaßlichen Mittelsmann Kyrill I. ein Treffen in etwa sechs Wochen auf einem Flughafen in Moskau vorgeschlagen haben - auf dem Hin- oder Rückflug der Mongoleireise.
Eine Bestätigung des Vatikans dafür gibt es bislang nicht. In dem offiziellen Mongolei-Reiseprogramm ist dieser Punkt nicht zu finden, dafür aber durchaus Besonderheiten. Statt wie üblich am frühen Morgen, startet der Papstflieger am Abend des 31. August in Rom. Die offizielle Ankunft in der Mongolei ist um 10.00 Uhr Ortszeit.
Zeitfenster für Zwischenlandung in Moskau könnte offenbleiben
Gewöhnlich trifft der Papst dann die politischen und/oder kirchlichen Verantwortlichen des Gastlandes. Außer einer kurzen Begrüßungszeremonie am Flughafen findet sich am ersten Reisetag aber kein einziger Programmpunkt auf der Liste. Diese doch recht außergewöhnliche Planung könnte darauf hindeuten, dass sich der Papst ein Zeitfenster für eine mögliche Zwischenlandung in Moskau offenhalten möchte.
Franziskus war im Februar 2016 als erster Papst mit einem russisch-orthodoxen Patriarchen zusammengetroffen. Die historische Begegnung mit Kyrill fand auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna statt. Der Vatikan und das Patriarchat hatten das Treffen damals etwa eine Woche vorher bekanntgegeben. Auch da war es eine Zwischenlandung - Franziskus war auf dem Weg nach Mexiko. Im ursprünglich vom Vatikan veröffentlichten Reiseprogramm war diese Begegnung zuerst ebenfalls nicht vermerkt.