Zerstörung von Getreide sei Beleidigung Gottes

Papst: Russland soll Getreideabkommen wieder beitreten

Veröffentlicht am 30.07.2023 um 15:31 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Das Getreideabkommen garantierte der Ukraine die sichere Ausfuhr ihrer Ernten trotz des Angriffskriegs. Doch Russland kündigte die Vereinbarung auf. Papst Franziskus forderte das Land nun auf, diesen Schritt rückgängig zu machen.

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Papst Franziskus hat Russland aufgefordert, dem Getreideabkommen mit der Ukraine und der Türkei wieder beizutreten. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte der Papst vor Tausenden Pilgern, der Krieg in der Ukraine zerstöre alles, auch das Getreide. Die Zerstörung von Getreide sei eine Beleidigung Gottes, denn es sei ein Geschenk Gottes, um den Hunger der Menschen zu stillen. Der Schrei von Millionen Hungernden werde im Himmel gehört, sagte der Papst und fuhr fort: "Ich appelliere an meine Brüder, die Regierenden in der Russischen Föderation, damit die Schwarzmeer-Initative wieder in Kraft gesetzt wird und das Getreide wieder sicher transportiert werden kann."

Die Schwarzmeer-Getreide-Vereinbarung hatte bislang inmitten des russisch-ukrainischen Krieges den sicheren Export von fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmitteln über das Schwarze Meer ermöglicht. Vor zwei Wochen hatte Russland das Abkommen einseitig aufgekündigt. Seither sind zahlreiche Menschen vor allem in Afrika erneut von Hungerkatastrophen bedroht.

Zudem erinnerte Franziskus an die verheerende Explosion im Hafen von Beirut vor drei Jahren. Zum Jahrestag der Explosion in einer Lagerhalle für Düngemittel am 30. Juli 2020, bei der mehr als 200 Menschen getötet und 7.000 zum Teil schwer verletzt wurden, sagte der Papst, er bete für die Opfer und ihre Familien. Sie suchten bis heute nach der Wahrheit über die Hintergründe und verlangten Gerechtigkeit.

Weltjugendtag 2023 in Lissabon
Bild: ©KNA/Michael Althaus

Papst Franziskus reist am Mittwoch zum Weltjugendtag nach Lissabon.

Zur aktuellen politischen Krise im Libanon, wo derzeit das demokratische System durch parteitaktische Manöver der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften lahmgelegt ist, sagte der Papst: "Ich hoffe, dass in der komplexen Krise des Libanon eine Lösung gefunden wird, die der Geschichte und den Werten dieses Volkes würdig ist." Er fügte hinzu: "Vergessen wir nicht, dass der Libanon eine Botschaft ist." Damit spielte er auf ein Zitat von Papst Johannes Paul II. an, der 1989 geschrieben hatte: "Der Libanon ist mehr als nur ein Land: Er ist eine Botschaft und ein Beispiel für Pluralismus."

Weiter rief der Papst zum Gebet für seine Reise zum Weltjugendtag in Lissabon auf. "Ich bitte euch, mich bei meiner Reise nach Portugal mit dem Gebet zu begleiten. So viele junge Menschen aus allen Erdteilen werden dort die Freude der Begegnung mit Gott und mit ihren Glaubensgeschwistern erfahren." Die am Mittwoch beginnende Reise nach Portugal ist die erste Auslandreise des 86-Jährigen nach einem neuntägigen Klinikaufenthalt Mitte Juni. Damals musste sich der Papst einer umfangreichen Operation im Bauchraum unterziehen. Die wöchentlichen Generalaudienzen des Papstes wurden, auch wegen der hochsommerlichen Hitze, im gesamten Monat Juli ausgesetzt.

Der Weltjugendtag in Lissabon wird nach einer dezentralen Auftaktphase am Dienstag offiziell eröffnet. Die geplanten Gottesdienste mit dem Papst am Freitag- und Samstagabend sowie am Sonntagmorgen zählen zu den Höhepunkten der Veranstaltung, zu der mehr als 600.000 Teilnehmer erwartet werden. (rom/KNA)