Nicaragua: Regierung verbietet Jesuitenorden
Die Regierung Nicaraguas hat den Jesuitenorden in dem mittelamerikanischen Land verboten. Am Mittwoch (Ortszeit) wurde der Ordensgemeinschaft die rechtliche Grundlage entzogen. Zudem werde der Besitz der Gesellschaft Jesu konfisziert, informierte das Regime im staatlichen Amtsblatt "La Gaceta". Bereits in der vergangenen Woche hatte die Justiz bekanntgegeben, dass gegen die von den Jesuiten getragene Zentralamerikanische Universität (UCA) in der Hauptstadt Managua wegen des Verdachts auf Terrorismus ermittelt werde. Daraufhin wurde die UCA geschlossen und ihre Vermögenswerte sowie Immobilien eingezogen.
Die Regierung begründete ihre nun getroffene Entscheidung damit, dass die Jesuiten ihre finanzielle Situation seit drei Jahren nicht offengelegt hätten. Das behindere die "Kontrolle und Überwachung" des Ordens, heißt es in "La Gaceta" weiter. Unter diesem Vorwand wurden seit 2018 bereits mehr als 3.000 Nichtregierungsorganisationen in Nicaragua verboten.
Die auch für Nicaragua zuständige Zentralamerikanische Provinz des Jesuitenordens in El Salvador sprach am Mittwoch von einer "erneuten Aggression" des Regimes von Präsident Daniel Ortega und forderte ein Ende der Repressionen. Die Regierung müsse sich auf die Suche nach einer rationalen Lösung machen, die von Wahrheit, Gerechtigkeit, Dialog, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten geleitet werde, heißt es in einer Erklärung.
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Ebenfalls am Mittwoch solidarisierten sich 116 Katholische Universitäten und andere Bildungseinrichtungen in Trägerschaft der Kirche in Lateinamerika mit der UCA. Die Mitglieder der "Organisation Katholischer Universitäten in Lateinamerika und der Karibik" (Oducal) forderten das sofortige Ende "der gesteigerten Aggression, die das universitäre System Nicaraguas schädigt". Die Schließung und Übernahme der UCA durch den Staat sei ein "unerwarteter und ungerechter Schritt" gewesen. Die Oducal erinnerte zudem daran, dass zuvor bereits 26 Sekundarschulen in kirchlicher Trägerschaft von der Regierung geschlossen worden seien.
Das Regime von Ortega und seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo geht seit einigen Jahren zunehmend schärfer gegen religiöse Organisationen vor. Im Februar wurde Bischof Rolando Álvarez zu einer Haftstrafe von 26 Jahren verurteilt, nachdem er sich geweigert hatte, das Land zu verlassen. Osterprozessionen wurden verboten, Hilfswerke wie die Caritas zu kriminellen Organisationen erklärt. Zahlreiche Pfarrer und weitere Geistliche mussten das Land verlassen, unter ihnen der Nuntius des Papstes, Waldemar Stanislaw Sommertag, sowie 18 Ordensfrauen der Missionarinnen der Nächstenliebe, des von der Heiligen Mutter Teresa gegründeten Ordens. (rom/epd)