Verschwörungserzählung mittels Luftwerbung in Italien verbreitet

Flugzeug mit Banner: Sedisvakantisten machen Stimmung gegen Franziskus

Veröffentlicht am 28.08.2023 um 12:06 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Während Corona hatten Verschwörungserzählungen Hochkonjunktur, doch auch mit Blick auf die Kirche gibt es sie. So behaupten etwa Sedisvakantisten, dass es keinen rechtmäßigen Papst gebe. In Italien war diese Behauptung nun sogar am Himmel zu sehen.

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Am Sonntag haben sich Sedisvakantisten in Italien mit Luftwerbung gegen Papst Franziskus gewandt und ihn indirekt als nicht rechtmäßiges Oberhaupt der Kirche bezeichnet. Ein Banner, das von einem Flugzeug entlang der Adriaküste von Ravenna bis Rimini gezogen wurde, behauptete, dass der Papststuhl trotz des Rücktritts von Benedikt XVI. 2013 nicht unbesetzt gewesen sei, berichteten mehrere Lokalzeitungen am Sonntag. "Benedikt XVI. befand sich 'sede impedita'", verkündete das Plakat in der Luft.

Diese Verschwörungserzählung wird von sedisvakantistischen Gruppen verbreitet und bezieht sich auf Spekulationen, dass Benedikt nicht freiwillig zurückgetreten, sondern zu diesem Schritt gezwungen worden sei. Die Folge sei, dass der päpstliche Stuhl seit diesem Moment analog zu den Canones 412-415 des kirchlichen Gesetzbuches Codes Iuris Canonici "impedita" gewesen sei, also eine "Behinderung" des Papststuhls vorgelegen habe. Für die Anhänger dieser Verschwörungserzählung ergebe sich daraus, dass Franziskus kein rechtmäßiger Papst ist. Dabei handelt es sich um eine Spielart des Sedisvakantismus, also der Behauptung, es gebe derzeit keinen rechtmäßigen Papst. Sie wird in der Regel von ultratraditionalistischen katholischen Gruppen vertreten.

Der italienische Autor Andrea Cionci veröffentlichte die These, dass der Rücktritt des Ende vergangenen Jahres verstorbenen Papa emeritus nicht freiwillig gewesen und der Papststuhl nun unbesetzt sei, in seinem 2022 erschienenen Buch "Der Ratzinger Code". Bei einer ähnlichen Luftwerbe-Aktion im Juli behauptete das Banner des Flugzeugs über dem Strand von Ostia "Benedikt XVI. hat nie abgedankt", womit Cionci jedoch jegliche Verbindung bestritt. Es handele sich auch nicht um Werbung für sein Buch, sagte der Autor damals der Zeitung "Il Messaggero". (rom)

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