Papst Franziskus kritisiert rückwärtsgewandte Katholiken in den USA
Papst Franziskus hat konservative katholische Gruppierungen in den USA heftig kritisiert. In einem Gespräch mit portugiesischen Jesuiten sagte der Papst: "Es gibt in den USA eine sehr starke und organisierte reaktionäre Haltung, die auch auf eine emotionale Bindung setzt. Diese Menschen will ich daran erinnern, dass eine rückwärtsgewandte Haltung nutzlos ist." Das Gespräch führte Franziskus bereits am 5. August während seines Portugalbesuchs, den Wortlaut veröffentlicht die Jesuitenzeitschrift "La Civilta Cattolica" in ihrer Ende August erscheinenden Ausgabe. Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlichte am Montag einige Auszüge vorab.
Darin warf Franziskus den konservativen Gruppierungen in den USA vor, sie hätten die wahre Lehre der Kirche durch eine Ideologie ersetzt. Wörtlich sagte er: "Diese Gruppen isolieren sich selbst. Und anstatt die Lehre zu leben – die wahre Lehre, die sich immer entwickelt und fruchtbar ist – leben sie von Ideologien. Aber wenn du im Leben die Lehre aufgibst und sie durch eine Ideologie ersetzt, hast du verloren."
Als Beispiele nannte der Papst den Einsatz von Atomwaffen, die Todesstrafe und die Sklaverei. Diese Sachverhalte seien heute eine Sünde, obwohl frühere Päpste sie akzeptiert hätten. "Das Verständnis vom Menschen verändert sich mit der Zeit und auch das Gewissen des Menschen vertieft sich. Auch die Wissenschaften und ihre Entwicklung helfen der Kirche bei diesem zunehmenden Verstehen."
Papst äußert sich auch zu Homosexualität
Weiter erklärte der Papst: "Es ist ein Irrtum die Lehre der Kirche für einen Monolithen zu halten." In dem Gespräch äußerte sich Franziskus auch zum Thema Homosexualität. Er sagte: "Es ist offensichtlich, dass sich die Wahrnehmung bei diesem Thema im Laufe der Geschichte verändert hat. Aber was mir generell überhaupt nicht gefällt, ist, wenn man die sogenannten fleischlichen Sünden mit dem Vergrößerungsglas betrachtet, wie man das lange Zeit gemacht hat."
Die seelsorgerische Begleitung der Menschen erfordere "Sensibilität und Kreativität", so der Papst, der auch von seinen ersten Begegnungen mit Trans-Menschen erzählte. "Mir ist klar geworden, dass sie sich zurückgewiesen fühlen. Und das ist wirklich hart." Seit einiger Zeit nähmen immer wieder Menschen aus dieser Gruppe an den Generalaudienzen im Vatikan teil. "Alle sind eingeladen!", betonte der Papst.
In dem Gespräch ging er auch auf die im Oktober geplante Weltsynode im Vatikan ein, bei der es um mehr Teilhabe und Transparenz in der katholischen Kirche geht. Er freue sich sehr über die Vorbereitung auf die Synode, so Franziskus. Zugleich bemerke er Mängel bei der Vorbereitung in einigen Teilen der Welt. Dennoch sei es eine Freude zu sehen, wie es bis in die einzelnen kirchlichen Gruppen in den Pfarreien hinein gute Debatten und viel Bewegung gebe. (KNA)