Warum hakt es zwischen Peking und dem Vatikan?
China war bei der jüngsten Mongolei-Reise des Papstes ein wichtiges Thema – indirekt und auch direkt. In Ulan Bator betonte Franziskus, die katholische Kirche verfolge keine politische Agenda; daher hätten Regierungen nichts von ihren Missionaren zu befürchten. Später wandte er sich direkt an das "edle chinesische Volk", dem er das Beste und weiteres Vorankommen wünschte. Die Charme-Offensive zeigt, wie sehr Franziskus eine Annäherung an China wünscht. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Warum unterhalten die Volksrepublik China und der Vatikan keine diplomatischen Beziehungen?
China spaltete sich 1951 nach der Machtübernahme der Kommunisten in einen großen Teil – die Volksrepublik China – und die wesentlich kleinere Republik China (Taiwan); zusätzlich gab es je eine britische (Hongkong, bis 1997) und eine portugiesische Kolonie (Macau, bis 1999) auf chinesischem Boden. Da die kommunistische Regierung in Peking die Kirche unterdrückte, zog der Botschafter des Papstes nach Taiwan, wo mehr Religionsfreiheit herrschte. 1979 nahmen die USA diplomatische Beziehungen zu Peking auf und stuften die zu Taiwan herab. Seither verlegten viele Länder ihre Botschaft von Taipeh nach Peking; der Vertreter des Papstes blieb auf der Insel. Die Regierung in Peking nimmt mit keinem Staat diplomatische Beziehungen auf, der die Regierung von Taiwan weiter anerkennt.
Wie ist die Lage der katholischen Kirche in China?
Außer in Hongkong, Macau und Taiwan setzt die kommunistische Partei Chinas ihren totalen Führungsanspruch auch gegenüber den Religionsgemeinschaften klar durch. Um die vom Papst geleitete Kirche zu schwächen, gründete sie 1957 die "katholisch-patriotische Vereinigung" mit parallelen Kirchenstrukturen. Die Spaltung zwischen "patriotischer" Kirche und papsttreuer "Untergrund-Kirche" versucht Papst Franziskus zu überwinden. Er erkannte mehrere von der Regierung ernannte "patriotische" Bischöfe nachträglich an. Die Regierung in Peking versucht weiter, die katholische Kirche zu kontrollieren und Bischöfe zu ernennen. Die Unterdrückung hat aber nachgelassen; Berichte über Haftstrafen oder Hausarrest gegen Bischöfe gibt es seit etwa zehn Jahren kaum noch.
Warum ist China für die Kirche wichtig?
Die Kirchen haben im 14., 17. und 19. Jahrhundert mit wechselndem Erfolg versucht, in China aktiv zu missionieren. In Peking gab es abwechselnd Phasen der Öffnung und dann wieder der Abwehr fremder Religionen. Nach der massiven Abschottung unter Mao Zedong (1893-1976) sieht der Vatikan im Zeitalter der Globalisierung Chancen für religiösen Pluralismus in China und für eine neue Blüte des Christentums dort.
Wie geht es weiter?
Seit 2018 regelt ein Geheimabkommen zwischen Peking und dem Vatikan unter anderem das Verfahren zur Bischofsernennung. 2022 wurde es erneut um zwei Jahre verlängert. Trotzdem ernennt Peking mitunter eigenmächtig Bischöfe. Bevor es zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen käme, müsste der Vatikan seine Anerkennung der Regierung von Taiwan zurückziehen. Auch ein offizielles Staat-Kirche-Abkommen (Konkordat) zwischen Peking und dem Vatikan wäre dann möglich. Es würde vermutlich die Ernennung von Bischöfen, die Reichweite der internen Autonomie der Kirche und die Rolle der Kirche in der Gesellschaft regeln.