Bischof Voderholzer: Tabus beim Thema Sterbehilfe beibehalten
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer will auch in diesem Jahr am "Marsch für das Leben" in Berlin teilnehmen. In einem Interview mit "K-TV", das das Bistum Regensburg am Montag verbreitete, kritisierte er die Berichterstattung über die Veranstaltung: "Wenn irgendwo 20 Leute für das Klima demonstrieren, dann kommt das in den Medien. Wenn 7.000 Leute für das Lebensrecht der Ungeborenen sich einsetzen und ja nicht gegen etwas demonstrieren, sondern für das Leben, dann muss man froh sein, wenn es in irgendeiner Nebenbemerkung aufscheint." Voderholzer mahnte, sich nicht von der äußeren Wahrnehmung abhängig zu machen, sondern da zu tun, was man "hier und jetzt" für richtig halte. "Es ist nicht an uns zu ernten, sondern wir müssen sähen. Wir müssen Zeugnis geben für das Gute und dann werden wir sehen, was es letztendlich bringt." Ob die Geistlichen im deutschsprachigen Raum genug für den Schutz des Lebens aller tun, wolle er nicht beurteilen. Entscheidend wäre vielmehr, dass sich Politiker an Recht und Gesetz hielten.
Angesprochen auf die Debatte um assistierten Suizid sprach Voderholzer sich dafür aus, Tabus weiterhin beizubehalten. "Gott der Schöpfer ist der Herr über Leben und Tod und nicht wir Menschen. Und da bedarf es einer ganz großen Ehrfurcht und Kultur auch des Lebens, die wir einer Kultur des Todes entgegensetzen müssen." Im Juli waren im Bundestag zwei Gesetzentwürfe zu einer Regulierung der Suizidbeihilfe gescheitert. Voderholzer begrüßte, dass sich die Bundestagsabgeordneten nicht auf ein Gesetz eingelassen hätten, das Sterbehilfe normal erscheinen lasse. Es müsse ausgeschlossen sein, dass die Selbstbestimmung in eine Fremdbestimmung kippe, gerade in kirchlichen Einrichtungen, so Voderholzer.
Im Interview sprach Voderholzer zudem über Voraussetzungen für ein gelingendes Gebetsleben. Dafür brauche es eine gewisse Disziplin, Regelmäßigkeit und Übung. Da es einfacher sei, in Gemeinschaft zu beten, könne man auch die modernen Kommunikationsmittel verwenden. Grundsätzlich gebe es zwar keine, für jeden in gleicher Weise gültigen Methoden, "aber das erste ist, sich einzugestehen, dass man in der Regel nicht gerne betet", so der Bischof. "Es muss mit der Ehrlichkeit beginnen und dann kann man die nächsten Schritte gehen." (cbr)