Weltsynode: Im Vatikan müssen die Journalisten draußen bleiben
Im jahrelangen Vorlauf zur Weltsynode, die im Oktober in Rom beginnt, gab es immer wieder Momente ungewohnter Transparenz. Katholikinnen und Katholiken aus aller Welt durften ihre Ideen und Anliegen für das anstehende Großereignis formulieren. In allen Erdteilen tagten Kontinentalversammlungen; manche Debattenbeiträge und Reden wurden gestreamt; Journalisten hatten – nach kirchlichen Maßstäben – vergleichsweise freien Zugang zu den Teilnehmern.
So entstand, begleitet von einem gewissen Medieninteresse, ein Arbeitspapier mit Wünschen und Fragen, über die ab 5. Oktober im Vatikan gesprochen werden soll. Wichtig war dem Papst eine Mitwirkung des gesamten "Volkes Gottes", mit dem er sich aufmachen möchte in eine bessere Zukunft für die katholische Kirche.
Neuerungen machten Hoffnung
Die Neuerungen und Öffnungen weckten Hoffnungen – auch auf eine andere Kommunikationsstrategie des Vatikans zu dem Ereignis. Der hohen Teilnehmerzahl entsprechend wird die Synode nicht in der kleinen Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen. In dieser Halle ist viel Platz – auch für Wort- und Bildjournalisten. Ein Livestream von den Plenarversammlungen wäre technisch kein Problem.
Hoffnung weckte auch das Verhalten des Synodensekretariats, das sich im Vorfeld im Umgang mit Medien relativ mitteilsam und transparent zeigte. Doch je näher das zentrale Ereignis im Vatikan rückt, desto mehr wird der Einfluss der Kommunikationsbehörde des Heiligen Stuhls spürbar. Und diese Behörde bewegt sich – allen Kurienreformen zum Trotz – inhaltlich weiter an der mehr oder weniger langen Leine des vatikanischen Staatssekretariats.
Wie das Ringen zwischen Synodensekretariat, Kommunikationsbehörde und Staatssekretariat um die finale Strategie ablief, können Vatikan-Insider nur ahnen. Das Ergebnis war, ganz ohne Zwischentöne, bei der letzten "Fliegenden Pressekonferenz" des Papstes am Montag zu hören: Dessen Antwort auf die Frage nach möglichen Direktübertragungen aus der Synodenversammlung war ein schlichtes "Nein". Die Synode sei nun mal kein TV-Format, so Franziskus. Stattdessen sollen Kommunikationschef Paolo Ruffini und sein Stab täglich über die Ereignisse in der Halle berichten. Franziskus begründete das Vorgehen mit dem religiösen Charakter der Synode, die nun mal kein Parlament sei, und damit, dass ein geschützter Raum die Redefreiheit der Teilnehmer fördere.
Hörbaren Unmut löste das unter den Vatikanjournalisten im Papstflieger aus. Auf Nachfrage reagierte Franziskus mit Unverständnis – und erklärte einer mitreisenden US-Pressevertreterin, das sei doch schon "sehr offen, meine Liebe, sehr offen". Die Presseabteilung werde respektvoll mit den Reden aller umgehen und versuchen, ohne Geschwätz die Dinge über die Synodenfortschritte zu sagen, die für die Kirche konstruktiv sind.
Kurz darauf pflichtete der Inhalte-Koordinator der Synode, der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, dem Papst bei. Bei einem Treffen von europäischen "Medienbischöfen" in Luxemburg sagte er, die Synodenversammlung brauche "einen geschützten Raum von nicht-öffentlichen Beratungen". Es gebe keine vorgefertigten Beschlussvorlagen; die Synodalen müssten daher die Inhalte gemeinsam entwickeln. Dafür brauche es freie Aussprachen.
Nicht mehr zeitgemäß
Dass synodale Debatten unter direkter Medienbeobachtung ähnlich wie Debatten im Parlament mitunter an Schärfe gewinnen und damit einen breiten Konsens erschweren, war bei den Vollversammlungen des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg in Frankfurt immer wieder zu beobachten. Ob der Vatikan deshalb aber zu einer komplett gelenkten Mitteilungsstrategie zurückkehren kann? Diese hat er zuerst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und danach bei den meisten Versammlungen der Weltbischofssynode über Jahrzehnte eingeübt. Doch erscheint dies vielen Beobachtern nicht mehr zeitgemäß.
Letztlich, so die in diesen Tagen oft geäußerte Meinung unter den Vaticanisti, stärke der Vatikan damit den Einfluss inoffizieller Kommunikationskanäle. Eine vierwöchige Versammlung von mehr als 350 Menschen, aus der niemand etwas an vertraute Medienvertreter durchsticht oder über Soziale Medien selbst durchsickern lässt, scheine im 21. Jahrhundert nur noch schwer vorstellbar.