Kardinal Koch fordert mehr Zusammenarbeit in Ökumene
Der "Ökumene-Minister" des Papstes, Kardinal Kurt Koch, und die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Anne Burghardt, haben die Gemeinsamkeiten von Katholiken und Lutheranern betont. Zum Abschluss der 13. Vollversammlung des LWB am Dienstag in Krakau legten sie ein "Gemeinsames Wort" vor, das die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen weiter stärken soll.
Koch sagte zu den Delegierten: "Liebe Schwestern und Brüder, wir brauchen einander, um miteinander erinnern zu können, aber auch, um miteinander die notvollen Ereignisse der Vergangenheit überlassen zu dürfen." Koch nannte als Beispiel der ökumenischen Verbundenheit "unsere Heilige Taufe", sie sei Sakrament der Rechtfertigung und der Einheit. Der Schweizer Theologe betonte, dass "heilvolles Erinnern" den ökumenischen Dialog auch weiterhin befruchten und inspirieren werde.
Mit Blick auf den 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030 regten die LWB-Generalsekretärin, die estnische Theologin Burghardt, und Koch eine tiefergehende Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Lutheranern an. Als "vorkonfessionelles" Zeugnis für die Einheit der Kirche sei das Augsburgische Bekenntnis nicht nur von historischem Interesse, "vielmehr birgt es in sich ein ökumenisches Potenzial von bleibender Aktualität".
Papst Franziskus: Aufruf zur gemeinsamen Reflexion
Eine "gemeinsame Reflexion" könne zu einem weiteren "Meilenstein" auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft führen, der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre vergleichbar, heißt es weiter. Papst Franziskus habe ausdrücklich zu einer solchen "gemeinsamen Reflexion" ermutigt. Die "Confessio Augustana", oder auch Augsburger Bekenntnis, aus dem Jahr 1530 war der letzte große Versuch in der Reformationszeit, die Einheit der Kirche zu retten. Nach rund 30-jährigem Dialog hatten Lutheraner und Katholiken 1999 in einer gemeinsamen Erklärung ihrer früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben. Die verbleibenden Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken in der Rechtfertigungslehre gelten in der ökumenischen Theologie seitdem als nicht mehr kirchentrennend.
Die Exkommunikation Martin Luthers (1483-1546) im 16. Jahrhundert stelle für manche bis heute einen Stein des Anstoßes dar, heißt es in dem "Gemeinsamen Wort" weiter: "Sie behauptet ihren Platz im konfessionellen Gedächtnis, auch wenn die Exkommunikation mit dem Tod des Reformators längst ihre unmittelbare Wirkung verloren hat und Lutheraner für Katholiken weder Feinde noch Fremde, sondern Schwestern und Brüder sind."
Auf mehr ökumenische Verbundenheit hoffen Burghardt und Koch bereits für das Jahr 2025, wo die Kirchen weltweit zahlreiche Aktivitäten zur 1.700-Jahr-Feier des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325 planen. Das erste ökumenische Konzil war eine Zusammenkunft von Bischöfen in Nizäa, dem heutigen Iznik in der Türkei. Es gilt als der erste Versuch, durch eine Versammlung von Vertretern der gesamten Christenheit Konsens in der Kirche zu erzielen. Der LWB umfasst rund 150 Mitgliedskirchen mit mehr als 77 Millionen Gläubigen. (epd)