Vatikan-Bericht: Australischer Bischof war "Triebtäter"
Die Bischofskonferenz Australiens hat Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den früheren Bischof von Broome, Christopher Saunders, als "zutiefst beunruhigend" bezeichnet. In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung verweisen die Bischöfe auf Ergebnisse eines vatikanischen Untersuchungsberichts. Darin heißt es, Saunders habe wahrscheinlich vier indigene Jugendliche sexuell attackiert und 67 weitere Jungen und Männer belästigt. Der 73-Jährige wird von den kirchlichen Ermittlern ungewöhnlich direkt als "Triebtäter" bezeichnet.
Gegen den Beschuldigten, der alle Vorwürfe zurückweist, wird bereits seit Jahren ermittelt. Zu einer Anklage vor einem staatlichen Gericht kam es bisher nicht. Ein Ermittlungsverfahren der Polizei in Westaustralien wurde eingestellt. Im vergangenen Jahr leitete der Vatikan eine kirchenrechtliche Untersuchung ein.
Vorwürfe "sehr schwerwiegend"
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Timothy Costelloe nannte die Vorwürfe gegen Saunders "sehr schwerwiegend". Mit Blick auf das laufende Verfahren wolle er sich zu Details jedoch nicht äußern, so der Erzbischof von Perth. Saunders werde die Möglichkeit bekommen, in direktem Kontakt mit Rom auf die Anschuldigungen zu reagieren. Die Bischofskonferenz ihrerseits reagierte mit ihrer Stellungnahme auf die Veröffentlichung von Auszügen des 200 Seiten umfassenden Vatikan-Ermittlungsberichts in australischen Medien.
Das dünn besiedelte Bistum Broome, das Saunders bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2021 leitete, umfasst 773.000 Quadratkilometer und ist damit mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Rund 10.000 der rund 50.000 Menschen im Bistum sind Katholiken. In der Region leben viele Ureinwohner, für deren Rechte sich der emeritierte Bischof in der Vergangenheit öffentlichkeitswirksam einsetzte. (KNA)