Apostolischer Administrator übernimmt Liechtensteiner Erzbistum

Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Vaduzer Erzbischof Haas an

Veröffentlicht am 20.09.2023 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Vaduz/Vatikanstadt ‐ Nach nur gut sechs Wochen hat der Papst den Rücktritt des Vaduzer Erzbischofs Wolfgang Haas angenommen. Bei der Nachfolge setzt Franziskus auf Gegensätze: Interimsverwalter wird ein Bischof, der ganz anders als der stramm konservative Haas ist.

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Der Papst hat den Rücktritt des Vaduzer Erzbischofs Wolfgang Haas angenommen. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers leitet der Feldkircher Bischof Benno Elbs die liechtensteinische Erzdiözese als Apostolischer Administrator, teilte das Vatikanische Presseamt am Mittwoch mit. Haas hatte Papst Franziskus wie durch das Kirchenrecht vorgeschrieben seinen Rücktritt angeboten, da er im August sein 75. Lebensjahr vollendete. Der 1960 geborene Elbs ist seit 2013 Bischof der österreichischen Diözese Feldkirch und gilt im Gegensatz zu Haas als liberal.

In einem auf der Webseite des Erzbistums veröffentlichten Abschiedswort dankte Haas allen, die ihn bei seiner Amtsführung unterstützt hatten. Er sei sich durchaus seines "persönlichen Ungenügens, ja so mancher Mängel und Grenzen" bewusst: "Das Urteil darüber stelle ich demütig und vertrauensvoll der Barmherzigkeit des gerechten Ewigen Richters anheim. Guten Gewissens darf ich äussern, dass ich niemandem bewusst ein Leid zufügen wollte. Vielleicht habe ich bisweilen einfach nicht gemerkt, dass dieses oder jenes Wort oder das eine oder andere Verhalten wehgetan haben könnte." Dennoch bitte er alle um Nachsicht und Verzeihung, die er verletzt haben könnte. Haas kündigte an, seinen Lebensabend "in eher klösterlicher Zurückgezogenheit" verbringen zu wollen. Diözesanadministrator Elbs wünsche er "eine wohlwollende Aufnahme und ein gutes Gelingen seines Auftrags". Laut dem Diözesanadministrator werde Haas sich ins Kloster am Schellenberg in Vaduz zurückziehen.

Elbs kündigte auf der Webseite der Diözese Feldkirch an, dass es für ihn eine Selbstverständlichkeit sei, den Wunsch des Papstes zu erfüllen und die Erzdiözese Vaduz in der Zeit des Übergangs zu begleiten. "Aus meiner eigenen Geschichte weiß ich, dass die Zeit der Sedisvakanz, also der Zeit, in der der Bischofssitz nicht besetzt ist, oft eine Zeit der Verunsicherungen und Unsicherheiten ist", so Elbs.

Der gebürtige Vaduzer Haas war vor der Gründung des Erzbistums Vaduz Bischof von Chur in der Schweiz. Die Abtrennung des Liechtensteiner Gebiets des Bistums und die Ernennung von Haas zu seinem ersten Erzbischof wurde als Lösung für Konflikte zwischen dem als ausgesprochen konservativ geltenden Haas und Teilen seines bisherigen Bistums gesehen. Das 1997 errichtete Erzbistum war zuvor das ehemalige Dekanat Liechtenstein und umfasst das gesamte Staatsgebiet des Fürstentums zwischen Österreich und der Schweiz. Vaduz ist direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt und gehört keiner Bischofskonferenz an. Es ist eine der kleinen Erzdiözesen der Kirche weltweit. 

Bei der Interimsleitung diözesane Gremien übergangen

Anlässlich des 75. Geburtstags von Haas forderten Laien im August erneut die Auflösung des Erzbistums und seine Eingliederung in ein Schweizer Bistum. Zuvor hatte der im Vatikan für Außenpolitik zuständige Erzbischof Paul Richard Gallagher betont, dass das Erzbistum auch nach Haas Ausscheiden aus dem Amt des Diözesanbischofs bestehen bleiben werde.

Wenn ein bischöflicher Stuhl frei wird, geht die Interimsleitung der Diözese im Normalfall zunächst an den dienstältesten Weihbischof über, bis das Konsultorenkollegium, ein Beratungsgremium des Bischofs, einen Diözesanadministrator wählt. Der Diözesanadministrator führt die Geschäfte des Bistums, bis ein neuer Bischof die Leitung übernimmt. Durch die Ernennung eines Apostolischen Administrators greift der Papst der Entscheidung des Konsultorenkollegiums vor und bestimmt selbst, durch wen die Diözese während der Sedisvakanz geleitet wird. (fxn)