Polnischer Kardinal: Kritik an Papst Franziskus ist ungerecht
Der neu ins Kardinalskollegium aufgenommene Łódźer Erzbischof Gregorz Ryś hat Gegner von Papst Franziskus in Polen kritisiert. "Wir benehmen uns ungerecht, ungerecht gegenüber dem Papst, weil sich die Gegnerschaft zu ihm immer nur auf einen oder zwei aus dem Kontext gerissenen Sätzen bezieht", so der Geistliche im Interview mit dem US-Jesuitenmagazin "America" am Dienstag. Er könne diese Art des Umgangs nicht verstehen.
Ryś frage Franziskus-Kritiker jeweils, ob sie die Schriften des Pontifex gelesen und sich seine Reden angehört hätten. Doch auch etwa über seine Rede in Marseille sei nicht berichtet worden, über einen Satz zu russischen Jugendlichen jedoch schon. "Es ist ungerecht, wie wir in unseren Diskussionen in Polen mit dem Papst umgehen."
Reihe der Päpste sei Vertiefung
Er könne dieses Vorgehen nicht verstehen, auch mit Blick auf Vergleiche der Päpste untereinander. Er sehe in der Reihe der Päpste eine stetige Vertiefung: "Es ist eine Kette, kein Widerspruch." Ryś zitierte den Chicagoer Kardinal Blaise Cupich mit den Worten: "Johannes Paul II. hat gesagt was wir tun sollen, Benedikt, warum wir es tun sollen und Franziskus, dass wir es einfach tun sollen."
In Polen gebe es eine wachsende Spaltung in der Gesellschaft, so Ryś. "Die momentane Situation hätte ich mir niemals vorstellen können." Als er vor sechs Jahren nach Łódź gekommen sei, habe er noch Dialogformate mit Menschen verschiedener Prägung organisieren können. Er habe aber Hoffnung, dass so etwas wieder möglich sein werde. (cph)