Auch Caritas Baby Hospital Bethlehem kämpft mit Folgen des Krieges

Deutscher Verein vom Heiligen Lande ruft Mitarbeiter aus Israel zurück

Veröffentlicht am 11.10.2023 um 20:14 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem/Bethlehem ‐ Der Deutsche Verein vom Heiligen Lande reagiert auf den Krieg in Israel – und holt seine Freiwilligen, die im Heiligen Land gerade ihren Dienst tun, zurück. Auch im Caritas Baby Hospital in Bethlehem blickt man mit Sorge auf die aktuelle Situation.

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Der Deutsche Verein vom Heiligen Lande, eine katholische Einrichtung für Verbindungen zu Christen im Nahen Osten, holt seine Volontäre aus Israel zurück. Wie am Mittwoch aus Kreisen des Vereins verlautete, geht es um etwa zwei Dutzend freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen 18 und 76 Jahren.

Den Informationen zufolge traf die Organisation die Entscheidung im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht. Vom Auswärtigen Amt in Berlin gibt es bislang keine Ausreiseempfehlung für deutsche Staatsbürger.

Auch Österreichisches Pilger-Hospiz beginnt mit Evakuierung

Der Verein mit Sitz in Köln bietet einjährige Freiwilligendienste für junge Erwachsene und Kurzzeit-Einsätze für Personen unterschiedlichen Alters im sozialen Bereichen und in der Pilgerbetreuung an. Einsatzorte sind unter anderem Jerusalem und Tabgha am See Genezareth.

Auch das Österreichische Pilger-Hospiz zur Heiligen Familie (ÖH) in Jerusalem hat am Mittwochabend mit der Evakuierung seiner Freiwilligen begonnen. Das bestätigte Rektor Markus Bugnyar der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem. Die Evakuierung erfolge freiwillig, zwei Volontäre hätten sich entschieden zu bleiben.

Caritas Baby Hospital Bethlehem
Bild: ©picture alliance/dpa/Corinna Kern (Archivbild)

Auch das Caritas Baby Hospital in Bethlehem ist von den Folgen des Hamas-Angriffs auf Israel betroffen.

Der Angriffskrieg der radikalislamischen Hamas gefährdet auch die Arbeit des Caritas Baby Hospitals Bethlehem. Nach der israelischen Abriegelung des Westjordanlandes sei der Zugang für die palästinensische Bevölkerung aus dem besetzten Gebiet nicht mehr möglich, sagte die Präsidentin des Trägervereins Kinderhilfe Bethlehem, Sibylle Hardegger, dem Schweizer Portal kath.ch (Mittwoch). Damit seien sie von der Versorgung des einzigen Kinderkrankenhauses im Westjordanland abgeschnitten.

"Das kann etwa bei Frühgeburten sehr gefährlich sein", so Hardegger. Derzeit würden nur noch etwa 15 kleine Patienten stationär behandelt. In die Ambulanz kämen weniger als ein Drittel der üblichen Zahl. Daher nähmen Ärztinnen, Ärzte und Sozialarbeiterinnen der Klinik nun Kontakt vor allem mit chronisch erkrankten Patienten und ihren Familien auf, um sicherzustellen, dass diese die benötigten Medikamente bekommen. Anfragen von Eltern mit kranken Kindern würden bei Bedarf telefonisch beantwortet. Diese Praxis habe sich bereits während der Covid-19-Pandemie bewährt.

Knappheit bei Gütern befürchtet

"Wir befürchten auch eine mögliche Knappheit bei wichtigen Gütern", so die Theologin weiter. Daher habe die Krankenhausleitung die Reserven an Medikamenten, medizinischem Verbrauchsmaterial und Heizöl für den Winter aufgestockt.

Hardegger zeigte sich "erschüttert, sprachlos und voller Sorge" angesichts einer nie dagewesenen Eskalation der Gewalt. "Meine Gedanken sind bei allen, die an Leib und Leben bedroht sind; bei jenen, die Angehörige verloren haben, bei jenen, die sich seit Jahren für humanitäre Hilfe in der Region einsetzen; und bei jenen, die im Kleinen und Großen stetig versucht haben, Brücken des Friedens zu bauen."

Raketen, Explosionen und Schokolade: Israel-Pilger berichtet vom Krieg

Sie wollten Stätten entdecken, die mit Leben und Sterben Jesu verbunden sind. Dann kam der Krieg. Martin Beisler erzählt gerade, dass Jerusalem sicher sei. Plötzlich heulen Sirenen los. Er unterbricht das Telefonat. Wenige Minuten später meldet er sich wieder: Es reiche langsam, sagt er.

Einbrüche bei den Spenden für den Trägerverein befürchte sie nicht, weil diese ausschließlich dem Caritas Baby Hospital und damit der medizinischen Versorgung von kranken Kindern zugute kämen, sagte die Theologin. "Wir sind bekannt dafür, dass wir unsere Arbeit für die Kinder tun, ohne auf religiöse oder ethnische Herkunft zu schauen. Wir zählen gerade jetzt auf die Unterstützung unserer Spender und Spenderinnen."

Das Caritas Baby Hospital Bethlehem wurde 1953 gegründet. Der geplante Festakt zum 70-jährigen Bestehen findet jedoch nicht statt. Bereits am Dienstag hatten der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und der Basler Bischof Felix Gmür wegen der Hamas-Angriffe auf Israel ihre für kommende Woche geplante Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete abgesagt.

Die Zahl der Patienten im Caritas Baby Hospital stieg im vergangenen Jahr auf 47.356 Kinder, davon 3.770 stationär und 43.586 ambulant. Das von Spenden getragene Kinderkrankenhaus ist mit rund 250 Mitarbeitenden auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. (mal/KNA)