Jüdischer Weltkongress bittet Papst um Einsatz für Hamas-Geiseln
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses WJC, Ronald Lauder, hat Papst Franziskus gebeten, sich für die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Wie der WJC am Donnerstag nach einer Begegnung von Lauder mit dem Papst im Vatikan mitteilte, forderte er das Kirchenoberhaupt auf, weiterhin seine moralische Autorität einzusetzen, um auf eine sichere Rückkehr der Geiseln zu drängen. Franziskus hatte bei der Generalaudienz am 11. Oktober erstmals öffentlich die Freilassung der Entführten gefordert.
Rund 200 Menschen waren am 7. Oktober im Süden Israels von Hamas-Terroristen entführt worden, mehr als 1.300 weitere wurden getötet. "Wir bitten Eure Heiligkeit, dass Sie Ihre Macht, Ihre Kraft einsetzen, um die Geiseln freizubekommen", so die Worte Lauders an den Papst laut WJC-Mitteilung. Weiter sagte er: "Sie sind vielleicht der einzige Mensch, der die moralische Autorität hat, das zu tun. Ich glaube, dass Gott auf Seine Weise uns heute hier zusammengebracht hat, damit wir Ihnen diese Bitte im Namen aller Juden weltweit übermitteln."
Antwort auf "Nostra aetate"
Lauder überreichte dem Papst ein Dokument, das die Bindungen von katholischer Kirche und Judentum betont und im vergangenen Jahr als Antwort auf das Konzils-Dokument "Nostra aetate" von 1965 verfasst wurde. Mit "Nostra aetate" hatte die katholische Kirche ihr fast 2.000 Jahre lang belastetes Verhältnis zum Judentum auf eine neue, versöhnliche Grundlage gestellt.
Am Tag vor dem Besuch Lauders im Vatikan hatte das Exekutivkomitee des WJC in Zagreb getagt. Demnach berieten Vertreter von 40 jüdischen Verbänden dort über eine gemeinsame Strategie, um die Unterstützung für Israel zu stärken. Am Vorabend der Papstaudienz hatte Lauder in Rom erstmals in der Geschichte beider Religionen eine Vertretung des weltweiten Judentums beim Heiligen Stuhl eröffnet. (KNA)