Papst Franziskus: Das war der schwierigste Moment meiner Amtszeit
Für Papst Franziskus war der Syrien-Krieg der schwierigste Moment seiner bisherigen Amtszeit. Das erzählte der 86-Jährige in einem am Mittwoch vom italienischen TV-Sender RAI 1 ausgestrahlten Interview. Wenige Monate nach Beginn seines Pontifikats 2013 leitete der Papst eine Gebetswache mit rund 100.000 Menschen. Gemeinsam beteten sie für Frieden in Syrien und anderen Konfliktregionen der Welt. Als der Krieg damals ausbrach, habe er nicht gewusst, was er tun solle; es sei sehr schwierig gewesen, so das Kirchenoberhaupt. "Ich war an so etwas nicht gewöhnt und hatte auch Angst, einen Fehler zu machen und Schaden anzurichten. Das war schwierig", so Franziskus im Rückblick. "Aber der Herr hat mir immer geholfen, eine Lösung zu finden – oder zumindest geduldig zu sein und auf eine Lösung zu warten."
Die an diesem Sonntag zu Ende gegangene Bischofssynode im Vatikan bewertete der Papst durchweg positiv. Zum ersten Mal hatten auch katholische Laien, unter ihnen 54 Frauen, stimmberechtigt an einer Synode teilgenommen. Die Kirche sei weiblich, sagte Franziskus, "Maria ist wichtiger als Petrus". Er verwies auch auf die vielen Frauen, die im Vatikan in Führungspositionen arbeiten. "Frauen verstehen Dinge, die wir nicht verstehen", sagte er. Die Praxis und die theologische Sicht seien aber zwei unterschiedliche Dinge.
Weiter zeigte sich der Papst zufrieden mit seinem aktuellen Gesundheitszustand. Ihm gehe es bestens, sagte er. Nach zwei Darm-Operationen, zuletzt im Juni, fühle er sich wieder fit. Besondere Freude bereite ihm, wieder alles essen zu können, so Franziskus. Auch sein Knie bessere sich zusehends, sagte er. Mittlerweile könne er wieder gut gehen. Seit Anfang 2022 leidet der Papst an den Folgen eines Bänderrisses im Knie. Die meisten seiner öffentlichen Auftritte absolviert er im Rollstuhl.
Zwei-Staaten-Lösung und nächste Reise
Zudem sprach sich Franziskus für eine Zwei-Staaten-Lösung im Heiligen Land mit einem besonderen Status für Jerusalem aus. Das Kirchenoberhaupt verurteilte den Krieg weiter als Niederlage: Nichts werde durch Krieg gelöst, alles durch Frieden, durch Dialog gewonnen. Ihn berühre die Lage im Heiligen Land sehr. Jeden Tag telefoniere der er mit der katholischen Pfarrei in Gaza, so der 86-Jährige. Dort hätten laut Franziskus derzeit 563 Menschen Zuflucht gesucht, Christen wie Muslime. In dem Gespräch ging der Papst auch auf den wachsenden Antisemitismus weltweit ein. Dieser sei verborgen immer da gewesen; in der aktuellen Situation sei er sehr groß. Offenbar reiche die Erinnerung an den Holocaust nicht aus; leider sei es nicht vorbei. Er selbst habe keine Erklärung dafür; er sehe es, und es gefalle ihm nicht.
Franziskus bestätigte außerdem, zur Weltklimakonferenz nach Dubai reisen zu wollen. Der Papst plant einen dreitägigen Aufenthalt; anreisen werde er am 1. Dezember, so das Kirchenoberhaupt. Die Weltklimakonferenz COP28 findet von 30. November bis 12. Dezember in dem Emirat statt. Franziskus hatte in einem kürzlich veröffentlichen Mahnschreiben betont, die Konferenz müsse ein Erfolg werden. In dem Dokument "Laudate Deum" (Lobet Gott) ruft er zu mehr Anstrengungen für den Klimaschutz auf. Wenn der Mensch über seine kleinen Interessen hinausgehe, könne die COP28 zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen führen, schreibt der Papst und fügt hinzu: "Diese Konferenz kann ein Wendepunkt sein." Zuletzt war Franziskus Ende 2022 auf die Arabische Halbinsel ins Königreich Bahrain gereist. 2019 besuchte er Abu Dhabi, die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate.
Urlaub am Strand macht der Papst nicht – das Meer mag er trotzdem sehr: Zuletzt sei er 1975 an der See gewesen, erzählte der 86-Jährige. Auch auf weitere private Vorlieben ging er in dem Gespräch ein. So sei es kein argentinischer Fußballspieler, der den Papst aus Buenos Aires begeistert. Sein Favorit sei der 2022 gestorbene Brasilianer Pele. Der Argentinier Diego Maradona (1960-2020) sei als Spieler ein Großer gewesen; als Mensch habe er aber versagt, so der Papst. Es sei seltsam, wie viele Sportler schlecht enden. Lionel Messi (36) sei sehr fair, ein Gentleman. Der größte Gentleman ist für den Papst aber Pele – ein Mann mit Herz und von großer Menschlichkeit. Er habe ihn einmal in seiner Heimatstadt Buenos Aires getroffen, so Franziskus; sie hätten sich gut unterhalten. (tmg/KNA/epd)