Konservative Internetportale spekulieren über umfassende Reform der Papstwahl

Neue Konklave-Regeln? Papst empfängt Kirchenrechtler Ghirlanda

Veröffentlicht am 09.11.2023 um 09:14 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Unter Berufung auf "gut informierte vatikanische Quellen": Konservative Internetportale berichten, dass Kardinal Ghirlanda und Papst Franziskus seit langem eine grundlegende Änderung der Konklave-Regeln vorbereiten. Was ist dran?

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Papst Franziskus hat am Mittwoch den einflussreichen Kirchenrechtler Kardinal Gianfranco Ghirlanda empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt mit. Die Audienz erfolgte wenige Tage, nachdem konservative Internetportale behauptet hatten, Ghirlanda arbeite derzeit gemeinsam mit dem Papst an einer umfassenden Reform der Regeln zu Papstwahl. Als erstes hatte das US-Traditionalisten-Portal "The Remnant" am 4. November darüber geschrieben.

Unter Berufung auf "gut informierte vatikanische Quellen" hieß es dort, seit mehreren Monaten hätten sich Kardinal Ghirlanda und der Papst immer wieder getroffen. Dabei sei es um eine grundlegende Änderung der Papstwahl-Konstitution "Universi dominici gregis" gegangen. Dieses von Johannes Paul II. erlassene Gesetz gilt seit 1996 im Wesentlichen unverändert.

Wahlberechtigte Priester, Ordensleute und Laien?

Künftig sollten unter anderem die Kardinäle jenseits des 80. Lebensjahrs aus dem sogenannten Vorkonklave ausgeschlossen werden, hieß es in "The Remnant". Ferner solle es dann neben den Kardinälen auch papstwahlberechtigte Priester, Ordensleute und Laien geben. Vatikan-Pressesprecher Matteo Bruni kommentierte die Berichte mit den Worten: "Es liegen keine Erkenntnisse vor, wonach es für diese Nachricht eine Grundlage gäbe."

Der Kirchenrechtler und Jesuit Ghirlanda (81) gilt als einer der juristischen Architekten der Kurienreform unter Papst Franziskus, mit der die römischen Leitungsbehörden der katholischen Weltkirche im März 2022 neu aufgestellt wurden. Auch die Erweiterung der Weltbischofssynode mit einem Anteil von 25 Prozent Nichtbischöfen, die im Oktober 2023 erstmals tagte, trägt seine Handschrift.

Über eine bevorstehende Änderung der Papstwahlordnung durch Franziskus haben Vatikanbeobachter seit rund zwei Jahren wiederholt spekuliert. Nachdem der Papst Mitte 2021 eine schwere Darm-OP überstanden hatte, forderten prominente Kirchenhistoriker eine zeitgemäßere Wahlordnung. In der Regel verfügen Päpste gegen Ende ihrer Amtszeit neue Regeln für die Wahl ihres Nachfolgers. Zuletzt hatte Benedikt XVI. im Februar 2013 einige Details der Konstitution von 1996 geändert. (KNA)