Papst fördert Seligsprechung eines ihm gut bekannten Kardinals
Das kirchliche Verfahren für eine ungewöhnliche Seligsprechung in Argentinien ist einen weiteren Schritt vorangekommen. Papst Franziskus genehmigte am Mittwoch, dass die Anerkennung eines Wunders bekannt gegeben wird, das durch die Fürsprache von Kardinal Edoardo Francisco Pironio (1920-1998) bewirkt worden sei. Nach dem katholischen Kirchenrecht ist dies die letzte nötige Vorstufe für eine Seligsprechung. Sollte Papst Franziskus 2024 wie angedacht nach Argentinien reisen, könnte er den Gottesdienst zur Seligsprechung dort selbst leiten.
Pironio, der als Bischof in Argentinien kirchenpolitisch zum linken Flügel zählte, wurde 1975 von Papst Paul VI. in den Vatikan befördert, wo er zunächst als Präfekt die Behörde für die Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute leitete. Bereits 1976 wurde er Kardinal; bei den Papstwahlen 1978 galt er als ein möglicher Kandidat der Progressiven.
Als Johannes Paul II. die weltweite Gemeinschaft "Opus Dei" 1982 überraschend zur Personalprälatur mit einem eigenen Bischof an der Spitze erhob, sprach sich Pironio dagegen aus. Im Jahr darauf ließ er jedoch die Genehmigung der umstrittenen Sonderregeln der Ordensgemeinschaft "Legionäre Christi" zu. 1984 versetzte der polnische Papst Pironio an die Spitze des damals weniger bedeutsamen Laienrates.
Franziskus kannte ihn gut
Der heutige Papst Franziskus kannte seinen Landsmann Pironio gut. In der offiziellen Dokumentation über das Leben des künftigen Seligen, das 2016 der zuständigen Seligsprechungsbehörde in Rom vorgelegt wurde, befand sich laut der argentinischen Zeitung "La Nacion" auch eine ausführliche persönliche Stellungnahme des aktuellen Papstes. Noch als Erzbischof von Buenos Aires hatte Bergoglio den Prozess mit angestoßen.
Der spanische Kurienkardinal Fernando Vergez Alzaga, von 1975 bis 1998 Privatsekretär Pironios und seit 1972 im Vatikan tätig, ist bis heute einer der engsten Vertrauten des argentinischen Papstes. Vergez gehört dem Orden der Legionäre Christi an. Franziskus ernannte ihn im August 2013, wenige Monate nach seinem Amtsantritt, zum Generalsekretär des Vatikanstaates und 2021 zu dessen Regierungschef. Seit 2023 ist er auch Mitglied des Kardinalsrates, der den Papst in wichtigen Fragen berät.
Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch das Urteil des Papstes fest, dass ein Mensch beispielhaft aus seinem christlichen Glauben gelebt hat. Daraus ergibt sich die Empfehlung, die Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Auf eine Seligsprechung kann eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung folgen. (KNA)