Oberhirte war Zeuge, sei aber fünf Stunden "wie ein Schuldiger" befragt worden

Bischöfe beklagen Amtsmissbrauch bei Verhör durch Staatsanwaltschaft

Veröffentlicht am 14.11.2023 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Cochabamba ‐ Haben die Ermittlungsbehörden in Bolivien die Grundrechte eines Bischofs bei einer Befragung zu einem Vergewaltigungsfall missachtet? Die Bischofskonferenz des Landes wirft zwei Staatsanwälten Amtsmissbrauch vor.

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Die Bolivianische Bischofskonferenz wirft der Staatsanwaltschaft nach der Befragung eines Bischofs in einem Vergewaltigungsfall Amtsmissbrauch vor. Der Oberhirte der Diözese San Ignacio de Velasco, Robert Flock, sei bei einer Vorladung "Opfer von Exzessen" zweier ermittelnder Staatsanwälte geworden, sagte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Bischof Giovani Arana, am Montag laut Medienberichten bei der Vollversammlung der Bischöfe des Landes. Flock sei für eine Zeugenaussage im Fall eines Priesters seines Bistums geladen gewesen, gegen den wegen Vergewaltigung ermittelt wird. Der Bischof sei "unregelmäßig über mehr als fünf Stunden verhört worden, als wäre er ein Schuldiger", so Arana. Dadurch seien die Grundrechte Flocks verletzt worden. Die Bischofskonferenz drücke dem Oberhirten seine volle Solidarität aus und sichere ihm Unterstützung zu, sagte der Generalsekretär.

Flock gab an, er sei bei der Staatsanwaltschaft erschienen, um bei der Ermittlung mit den Behörden zu kooperieren. Er habe der Polizei seinen Sachstand über die Angelegenheit dargelegt und erklärt, welche kirchenrechtlichen Maßnahmen gegen den beschuldigten Priester eingeleitet worden seien. Dabei habe er den Staatsanwälten "so etwas wie einen kleinen Kurs" geben müssen, damit diese verstanden hätten, "wie die Kirche funktioniert", so Flock. Der Bischof stammt aus den USA und lebt seit 1988 als Fidei-Donum-Missionar in Bolivien. 2012 wurde er zum Weihbischof in der Erzdiözese Cochabamba ernannt. Seit 2016 ist er Diözesanbischof der Diözese San Ignacio de Velasco im Osten Boliviens.

Bei dem Priester gegen den ermittelt wird, handelt es sich um einen inzwischen vom Priesteramt freigestellt Geistlichen, dem die Vergewaltigung eines Mannes vorgeworfen wird. Zuvor waren im Internet pornografische Bilder mit dem Priester aufgetaucht. Am Montag führte die Polizei in einem Konvent, in dem der Geistliche zuvor gewohnt hatte, eine Razzia durch, um mögliche Beweise zu suchen. Der peruanische Priester befindet sich derzeit auf der Flucht und wird polizeilich gesucht. Flock erklärte bei der Befragung gegenüber der Staatsanwaltschaft, dass der Priester und das mutmaßliche Opfer den Kontakt zu ihm gesucht hätten. Es handele sich in dem Fall nicht um eine Vergewaltigung, da beide seit geraumer Zeit eine Beziehung führen würden. (rom)