Die Kirche hat ein ausgeklügeltes Protokoll

Begräbnis bis Konklave: Was nach dem Tod von Papst Franziskus passiert

Veröffentlicht am 21.04.2025 um 12:05 Uhr – Von Benedikt Heider und Felix Neumann – Lesedauer: 12 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus ist gestorben. Wie wird er beerdigt und wer hat jetzt das Sagen im Vatikan? Ein Blick in das vatikanische Regiebuch für den Papsttod gibt Aufschluss. Katholisch.de fasst die Abläufe der nächsten Stunden und Tage zusammen.

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Ein goldener Hammer – drei Schläge auf die Stirn – drei Fragen – ernst schauende Prälaten – Schweigen: Der Papst ist tot. Kein Papstfilm kommt ohne das Hammerritual aus. Doch dieser Brauch gehört der Vergangenheit an. Nachdem Johannes Paul II. 2005 gestorben war, blieb das Hämmerchen an seinem Platz, denn er hatte zehn Jahre zuvor verfügt, dass dieses Ritual abgeschafft wird.

Was passiert stattdessen, wenn der Papst stirbt? Wie wird er beerdigt und wer hat jetzt das Sagen im kleinsten Staat der Welt? Ein Blick in die derzeit gültigen Regiebücher für den Papsttod gibt Aufschluss darüber.

Die Apostolische Konstitution "Universi Dominici Gregis" regelt den Ablauf der Zeit ohne Papst, die Sedisvakanz, und die Wahl eines neuen Papstes im Konklave. Heute gilt die Ordnung, die Papst Johannes Paul II. 1996 erlassen hat, mit einigen Änderungen, die Papst Benedikt XVI. 2013 zuletzt ergänzt hat. Der "Ordo Exsequiarum Romani Pontificis" (Ritus für die Beerdigung des römischen Pontifex) legt fest, wie der Papst betrauert und beerdigt wird. Diese Ordnung hat Papst Franziskus 2024 deutlich vereinfacht und gestrafft. "Der erneuerte Ritus unterstreicht, dass die Beerdigung des Papstes die eines Hirten und Jüngers Christi ist und nicht die eines mächtigen Mannes dieser Welt", erläuterte der Verantwortliche für die liturgischen Feiern der Päpste, Erzbischof Diego Ravelli, bei der Vorstellung der neuen Fassung.

Klares Protokoll für den offiziellen Papsttod

Wenn ein Papst stirbt, muss die Nachricht verbreitet werden. Dazu gibt es eine klare Informationskette: Der Präfekt des päpstlichen Hauses informiert den Kardinalkämmerer (Camerlengo), sowie den Chef des Kardinalkollegiums (Kardinaldekan), über den Tod des Papstes. Der Dekan des Kardinalskollegiums informiert dann die anderen Kardinäle, sowie Vatikan-Botschafter und die Staatschefs in aller Welt. Der Camerlengo unterrichtet zeitgleich den Kardinalvikar von Rom, der päpstlicher Stellvertreter im Bistum Rom ist. Seine Aufgabe ist es, die Römer über den Tod ihres Bischofs zu informieren. Traditionell läuten dann die Glocken der Ewigen Stadt.

Das Amt des Präfekten des päpstlichen Hauses ist derzeit unbesetzt. Camerlengo ist Kardinal Kevin Farrell, Kardinaldekan Giovanni Battista Re. Kardinalvikar von Rom ist Baldassare Reina.

2005 versiegelt Camerlengo Eduardo Martinez Somalo die päpstlichen Gemächer
Bild: ©picture-alliance/ dpa/dpaweb | epa Vatican Pool

Nach dem Tod von Johannes Paul II. versiegelt Camerlengo Eduardo Martinez Somalo die päpstlichen Gemächer

Der Camerlengo, der Substitut des Staatssekretariats (die Nummer Zwei dieser Vatikan-Behörde, derzeit Erzbischof Edgar Peña Parra), der päpstliche Zeremonienmeister (derzeit Ravelli), Prälaten aus dem engsten Kreis des Papstes sowie Verwandte und der Leibarzt des Pontifex versammeln sich am Sterbebett. Bekanntere Kleriker, wie beispielsweise der Kardinalstaatssekretär oder die Leiter von Kurienbehörden sind nicht dabei, weil sie mit dem Tod des Papstes ihr Amt verlieren.

In diesen Stunden ist der Camerlengo besonders wichtig. Er stellt den Tod des Papstes offiziell fest, nachdem er den Verstorbenen dreimal mit seinem Namen – dem Geburtsnamen, nicht dem Papstnamen – angesprochen hat.

Fotos vom toten Papst sind grundsätzlich verboten. Sollten doch Bilder zu Dokumentationszwecken aufgenommen werden, so muss dies der Camerlengo ausdrücklich genehmigen, und er darf es nur, wenn sichergestellt ist, dass der Verstorbene mit seinen Pontifikalgewändern bekleidet ist.

Erste Station in der Wohnung des Papstes

Neu ist, dass der Tod nicht mehr am Sterbebett, sondern in der Privatkapelle des Papstes festgestellt wird. Der Camerlengo nimmt dem Verstorbenen den Fischerring ab. Der Ring sowie das päpstliche Bleisiegel werden später im Beisein des Kardinalskollegiums zerbrochen. Ebenso ist es Aufgabe des Camerlengo, das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des Verstorbenen zu versiegeln. Nach dem Tod des Papstes wird jedoch nicht die gesamte Wohnung des Papstes versiegelt: Personal, das sich gewöhnlich in der Privatwohnung aufhält, kann bis nach der Bestattung des Pontifex dort bleiben. Erst dann soll die gesamte Wohnung versiegelt werden.

Diego Giovanni Ravelli
Kardinal Kevin Joseph Farrell im Porträt
Galerie: 9 Bilder

Die Wohnung des Papstes ist die erste der drei Stationen, in die sich der Ablauf der Beerdigung gliedert. Dort wird er nun auch schon in den Sarg gelegt, nicht mehr wie früher erst im Petersdom. Daher fällt auch die Bahre, der "canaletto", weg, auf den ein toter Papst früher zunächst gelegt wurde. Statt wie früher drei Särge, gibt es nur noch zwei: einen einzigen Holzsarg – verwendet wird das Holz der Zypresse – und einen inneren Zinnsarg.

Wann es zur nächsten Station weitergeht, entscheiden die Generalkongregationen der Kardinäle: Täglich treten die nach und nach in Rom eintreffenden Kardinäle zusammen, um wichtige Angelegenheiten unter Leitung des Kardinaldekans zu beraten – und zwar alle Kardinäle, auch die über 80, die nicht mehr den Papst wählen dürfen. Auch der Camerlengo hat dabei eine wichtige Rolle: Er steht den Sonderkongregationen vor, die für alltägliche Verwaltungsaufgaben während der Sedisvakanz zuständig sind: Immer für drei Tage werden drei Kardinäle ausgelost, die mit dem Camerlengo zusammen die Sonderkongregationen bilden. Sie legt den Termin des ersten Zusammentretens der Generalkongregationen fest – wann genau, ist nicht ausdrücklich geregelt, es muss aber schnell gehen. Denn der Termin für die Überführung des Leichnams in den Petersdom wird durch die Generalkongregationen beschlossen, und die Bestattung soll zwischen dem vierten und sechsten Tag nach dem Tod des Papstes stattfinden. Johannes Paul II. wurde 2005 sechs Tage nach seinem Tod bestattet, Johannes Paul I. (1978) und Paul VI. (1978) sieben Tage nach ihrem Tod. 

Schlichte Aufbahrung im Petersdom

Zur zweiten Station in den Petersdom kommt der Sarg direkt, eine Überführung in den Apostolischen Palast mit Aufbahrung gibt es dort nicht mehr. Bei der Überführung wird die Allerheiligenlitanei gebetet. Im Petersdom können die Gläubigen vom Papst Abschied am offenen Sarg nehmen. Das ist der wohl augenfälligste Unterschied zum vorherigen Protokoll, nach dem der Papst auf einem erhöhten Katafalk mit seinem Bischofsstab ausgestellt wurde. Wie bei der Beerdigung anderer Bischöfe liegt der Bischofsstab des Papstes nun nicht mehr neben seinem aufgebahrten Sarg. Am Abend vor der Beerdigungsmesse wird der Sarg verschlossen, tags darauf die Totenmesse gefeiert. An deren Ende wird die Allerheiligenlitanei erneut in einer kürzeren Form gebetet.

Bild: ©picture-alliance/ dpa/dpaweb | Bartlomiej_Zborowski

Trauriger Anlasse - Farbenfrohes Bild. Bei der Trauerfeier für den Papst hat jeder seinen festen Platz, wie hier 2005 beim Requiem für Johannes Paul II.

Bis zur Beerdigung von Pius XII. wurde der Leichnam für diese Zeremonie hinter den Gittern der Sakramentskapelle aufgebahrt. Da Fotografen durch die Stäbe aber nur schlechte Bilder bekamen, entschied der Vatikan sich dazu, den Papst über der Confessio vor dem Hauptaltar aufzubahren, also dem Zugang zum Petrusgrab. Hier war es auch einfacher, den Toten auszuleuchten und die Pilgernden vorbeizuführen.

Begräbnis in Santa Maria Maggiore

Die dritte Station ist am Ort des Begräbnisses und besteht aus der Überführung des Sarges und der eigentlichen Beisetzung. Neben dem abgeschafften Katafalk zeigt sich hier die zweite große Vereinfachung: Der Sarg aus Holz wird nicht noch in weitere Särge aus Blei und Eiche gelegt. Papst Franziskus hat verfügt, nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore beerdigt zu werden.

Bild: ©KNA-Bild

Die Kirche Santi Vincenzo e Anastasio beim Trevi-Brunnen in Rom. Hier liegen die Eingeweide der Päpste vom 16. bis 19. Jahrhundert begraben. Bild: Gesamtansicht mit Trevi-Brunnen (links) und Kirche (Hintergrund).

In den Sarg kommen verschiedene Grabbeigaben: Münzen aus der Amtszeit des Papstes, seine Pallien und das sogenannte Rogitum in einer Metallkapsel: Auf dieser Urkunde in lateinischer Sprache stehen ausführliche Lebensdaten, wichtige Ereignisse des Pontifikats und Schriften, die er verfasst hat.

Nach der Bestattung beginnt eine neuntägige Trauerzeit – die sogenannten Novendiales. Während dieser Tage feiern verschiedene Gruppen eine Gedächtnismesse für den Verstorbenen im Petersdom. Zu den Gottesdiensten sind alle Gläubigen eingeladen.

Spätestens nach 20 Tagen beginnt das Konklave

Während der Sedisvakanz – also der Zeit zwischen Papsttod und der Wahl eines neuen Papstes – liegt die Leitung der Kirche in den Händen der Kardinäle. Das Kollegium hat jedoch keine Vollmacht oder Jurisdiktion in Fragen, die dem Papst zustehen. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen daher nicht geändert werden. Dies gilt auch für die Regelungen zur Papstwahl. Die Generalkongregationen legen fest, wann die Papstwahl beginnt. In der Regel ist diesfünfzehn Tage nach dem Tod, spätestensnach zwanzig Tagen. Ein früherer Beginn ist zulässig, wenn alle Papstwähler anwesend sind.

Bild: ©picture alliance / abaca | Vandeville Eric

Nach der großen Trauerfeier auf dem Petersplatz wird der Holzsarg des Papstes in einen Zinksarg gehoben. Dieser wird versiegelt, verlötet und in einen weiteren Sarg gegeben. Das Bild zeigt die Bestattung von Johannes Paul II. in den vatikanischen Grotten.

Wie lange das Konklave dauert, ist nicht abzusehen – in jedem Fall braucht der neue Papst eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen. Theoretisch könnte sich eine Wahl also bei vier Wahlgängen pro Tag sehr lange hinziehen. In der jüngeren Vergangenheit ging es aber schnell: Die Wahl von Johannes Paul II. brauchte acht Wahlgänge, die von Benedikt XVI. vier, die von Franziskus fünf: Schon nach wenigen Tagen könnte also weißer Rauch aufsteigen, der die Wahl eines neuen Papstes signalisiert.

Von Benedikt Heider und Felix Neumann