Es brauche Hilfe, um "diese Realität, dieses Phänomen" zu verstehen

Kardinal Turkson: LGBT-Menschen nicht kriminalisieren

Veröffentlicht am 28.11.2023 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Accra ‐ In Ghana debattiert das Parlament derzeit über härtere Strafen für queere Menschen. Kurienkardinal Peter Turkson hat die Menschen in seinem Heimatland jetzt zur Mäßigung aufgerufen: Queere Menschen begingen keine Straftat.

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Kardinal Peter Turkson hat angesichts der politischen Debatte um eine Kriminalisierung von Homosexualität in seinem Heimatland Ghana zur Mäßigung aufgerufen. "LGBT-Menschen dürfen nicht kriminalisiert werden, weil sie keine Straftat begangen haben", sagte Turkson am Montag in einem Gespräch mit der BBC. Es brauche Aufklärung, damit die Menschen unterscheiden könnten, was ein Verbrechen sei und was nicht. Gleichzeitig bräuchten sie Hilfe, um "diese Realität, dieses Phänomen" zu verstehen.

Der Kurienkardinal verwies auf die Tatsache, dass es in einer der Sprachen in Ghana, dem Akan, die Redewendung "Männer, die sich wie Frauen verhalten, und Frauen, die sich wie Männer verhalten" gibt. "Wenn wir kulturell gesehen Ausdrücke haben, bedeutet das nur, dass es der ghanaischen Gesellschaft nicht völlig fremd ist."

Dennoch betonte Turkson, dass die Gründe für stärkere Anti-LGBT-Maßnahmen in vielen afrikanischen Ländern aus seiner Sicht auch darin lägen, dass Hilfsorganisationen Spenden und Zuschüsse an die Akzeptanz bestimmter Positionen zu verknüpfen versuchten. "Diese Position sollte auch nicht zu etwas werden, das man Kulturen aufzwingt, die noch nicht bereit sind, so etwas zu akzeptieren", so der Kanzler der Päpstlichen Wissenschaftsakademien.

Bischöfe unterstützen strengere Gesetzgebung

In Ghana debattiert das Parlament aktuell über einen Gesetzesentwurf, der harte Strafen für queere Menschen vorsieht. Sollte es verabschiedet werden, könnte diesen zukünftig eine mehrjährige Haftstrafe drohen. Menschen, die sich für die Rechte queerer Menschen einsetzen, könnten ebenfalls mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Homosexuelle Handlungen unter Männern stehen bereits gemäß der aktuellen Gesetzgebung unter Strafe.

Die Ghanaische Bischofskonferenz unterstützt eine strengere Anti-LGBT-Gesetzgebung. In einer Erklärung im August forderten zudem christliche Führungspersonen des Landes, darunter auch katholische Bischöfe, westliche Länder auf, die Versuche zu stoppen, "uns unannehmbare fremde kulturelle Werte aufzuzwingen".

Papst Franziskus sprach sich bereits mehrfach gegen die Kriminalisierung von Homosexualität aus. Im einem Interview Anfang Januar sagte er, dass er entsprechende Gesetze für ungerecht halte. Zwar werde Homosexualität in der katholischen Kirche als Sünde gesehen; das sei aber nicht gleichbedeutend mit einem Verbrechen. Bischöfe, die Diskriminierung von queeren Personen unterstützten, müssten "einen Prozess der Bekehrung durchlaufen", so der Papst. (mal)