Gotteshäuser als Blumenhallen
1,5 Millionen Besucher erwarten die Veranstalter zwischen Brandenburg (Havel), Rathenow und Havelberg: "Von Dom zu Dom - entlang des blauen Bands der Havel" findet bis zum 11. Oktober zum ersten Mal überhaupt eine BUGA an fünf Standorten gleichzeitig, also überregional, statt. Die beiden großen Kirchen sind mit ihren Angeboten dabei. Dies soll "die kulturelle Rolle zeigen, die die Kirchen für diese Region gespielt haben und weiter spielen", so Dröge.
Jeden Tag um 12 Uhr eine Andacht
So werden auf der Havelländer Bundesgartenschau erstmals Kirchengebäude als Blumenhallen genutzt: In Brandenburg an der Havel ist es die ehemalige Klosterkirche Sankt Johannis (siehe Fotos), in der die Leistungsschau der Gärtner stattfindet, in Havelberg die Stadtkirche Sankt Laurentius. Für die Kirchengemeinde sei es zwar unbequem, wenn die eigene Kirche mitten im BUGA-Gelände liegt, sagt die Havelberger Gemeindekirchenratsvorsitzende Susanne Jahnke. "Aber die Bundesgartenschau bietet uns auch enorme Chancen. Was wir hier an Fördermitteln bekommen, hätten wir ohne die BUGA niemals erhalten."
An jedem Standort gibt es täglich um zwölf Uhr mittags eine von Ehrenamtlichen gestaltete Andacht, erklärt der BUGA-Pfarrer der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Thomas Zastrow. Insgesamt investiert die EKBO 500.000 Euro, das katholische Erzbistum Berlin 93.000 Euro in die Veranstaltungen auf der Gartenschau. "Wir wollen missionarisch tätig sein", sagt Zastrow. "Wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen."
Moderner Kreuzweg
In Rathenow lädt, ähnlich wie bei der Landesgartenschau vor einigen Jahren, ein sogenannter "Lichtsteinweg" zu meditativen Spaziergängen ein. Überall in der Stadt und auf dem Gelände finden sich Findlinge, auf denen Bibelverse rund um das Thema Licht zitiert werden. Dazu hat die katholische Gemeinde der Stadt einen modernen Kreuzweg in der Rathenower Innenstadt errichtet. "Der Kreuzweg erklärt den Leidensweg Christi in der modernen Zeit", sagt Diakon Klaus Hubert. So zeigt eine der Stationen beispielsweise eine Darstellung von Christus im Gefängnis der ostdeutschen Staatssicherheit.
Im ottonischen Havelberger Dom, dessen imposantes Westwerk weit über die Stadt hinaus zu sehen ist, erwartet die BUGA-Besucher dagegen eine Predigtreihe mit Bischöfen aus ganz Deutschland. "Wir waren vor der Reformation ja einmal eine Bischofskirche", sagt Dompfarrer Frank Städler. Zudem finden sich im Dom Holzfiguren des Malers und Bildhauers Lutz Friedel, dessen Ausstellung zur Eröffnung des neuen Brandenburger Landtags Anfang 2014 einen veritablen Skandal verursacht hatte.
"Ketzer" im Dom
Im Dom zu Havelberg stellt er Figuren aus, die er als "Ketzer" bezeichnet. "Beides steht für uns unter dem Stichwort 'Erkenntnis'", sagt Städler. "Denn auch die Figuren der Ketzer haben immer etwas mit Erkenntnis zu tun." Friedel seinerseits ist dankbar, dass ihm die Kirche eine Möglichkeit zur Ausstellung seiner Kunstwerke bietet. "Ansonsten gibt es bei der BUGA ja leider keine Bestrebungen, etwas mit Kunst zu machen."
Von Gregor Krumpholz und Benjamin Lassiwe (KNA)