Geprägt als Bischofssekretär bei Kardinal Lehmann

Ein Pfälzer in Westfalen: Udo Bentz wird Paderborner Erzbischof

Veröffentlicht am 09.12.2023 um 17:19 Uhr – Von Norbert Demuth und Roland Juchem (KNA) – Lesedauer: 
Mainzer Weihbischof Udo Bentz
Bild: © KNA

Paderborn/Mainz ‐ Ein Pfälzer in Paderborn? "Ich hoffe, dass das gut geht!", waren mit die ersten Worte des neu ernannten Paderborner Erzbischofs. Seine Ansprache und die ersten Reaktionen der Gläubigen weisen klar in eine optimistische Richtung. Ein Porträt.

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Bei seiner Vorstellung im Paderborner Dom am Samstag als neu ernannter Erzbischof für das westfälische Erzbistum hat Udo Bentz einen guten Eindruck hinterlassen. So jedenfalls der Eindruck von Bistumsmitarbeitern wie auch der vielen Hundert Menschen in der voll besetzten Kathedrale. "Pfälzer können mit de' Leut", sagte er von sich und suchte dies gleich unter Beweis zu stellen – mit Charme, Witz, aber auch nachdenklich-ernsthaften Sätzen.

Bemerkenswert klar sein Dank an das entgegengebrachte Vertrauen vom Domkapitel, das ihn aus einer Dreier-Liste des Papstes gewählt hatte. Ebenso an jene 14 Frauen und Männer, mit denen sich das Domkapitel bei der Suche nach geeigneten Kandidaten beraten hatte. Ein viel beachteter neuer Schritt, den das Erzbistum vor einem Jahr nach dem Rücktritt von Hans-Josef Becker getan hatte.

Prägende Zeit als Sekretär von Kardinal Lehmann

Im Ringen um den Reformprozess Synodaler Weg in der Kirche hat der 56-jährige Bentz immer wieder die Bedeutung eines beständigen Dialogs betont. "Wir müssen unsere Wege so gehen, dass wir beieinander bleiben", sagte er etwa nach dem Vatikan-Besuch der deutschen Bischöfe Ende 2022. Es seien dabei zwar unterschiedliche Sichtweisen deutlich geworden, aber auch "Defizite beim Vermitteln" sowie "Defizite beim Zuhören".

Geboren 3. März 1967 in der kleinen pfälzischen Gemeinde Rülzheim im Landkreis Germersheim, absolvierte Bentz nach dem Abitur eine Lehre zum Bankkaufmann, bevor er ab 1988 Philosophie und Theologie in Mainz und Innsbruck studierte. 1994 empfing er die Diakon- und 1995 die Priesterweihe.

Dann folgte eine prägende Station: Bentz wurde 1998 Sekretär des langjährigen Mainzer Bischofs Karl Lehmann, der 2018 starb. Bentz war damit in kirchenpolitisch wichtigen Zeiten Vertrauter Lehmanns, der von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und 2001 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt wurde.

Weihbischof Bentz am Grenzstein des Gazastreifens.
Bild: ©Foto: DBK/Kopp

Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz in Palästina unterwegs: Udo Bentz am Grenzstein des Gazastreifens.

Ab 2007 leitete Bentz das Mainzer Priesterseminar, bevor er im September 2015 Weihbischof wurde. Zwei Jahre später übertrug ihm der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf unmittelbar nach seiner eigenen Amtseinführung eine zusätzliche Aufgabe: Im August 2017 ernannte er ihn zum Generalvikar und damit zum Verwaltungschef des Bistums.

Bentz zeigte sich – wie Kohlgraf – offen für Strukturveränderungen, auch in der Kirchenleitung. Im April 2022 trat im Bistum Mainz die Theologin Stephanie Rieth als "Bevollmächtigte des Generalvikars" ein neuartiges Amt an. Rieth kann den Generalvikar nicht nur grundsätzlich in allen Belangen nach außen und innen vertreten, sondern nimmt eigenverantwortlich auch Aufgaben des Generalvikars an dessen Stelle wahr. Bentz erklärte dazu, es gehe "nicht nur darum, im Rahmen des Kirchenrechts Leitungsstrukturen zu verändern". Es brauche auch einen Kulturwandel bei der Frage von Leitungsvollmacht, damit die Kirche ihre Aufgabe glaubwürdiger erfüllen könne. Damit liegt er ziemlich auf der Linie von Papst Franziskus.

Geistliche Heimat bei Ignatius von Loyola

Auch sonst scheint ihn manches mit dem Kirchenoberhaupt zu verbinden. Bei seiner Vorstellung bekannte er, Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, sei seine geistliche Heimat. Eine wesentliche Frage der Kirche in der Gegenwart sei für ihn Ignatius' Leitfrage: "Was muss ich lassen, um je mehr und je besser dem Herrn, dem Evangelium zu dienen?". An der Wirklichkeit vorbei, inklusive ihren Schattenseiten, könne man nicht geistlich leben.

Nach der Vorstellung der Missbrauchsstudie für das Bistum Mainz, die er maßgeblich mit angestoßen hatte, distanzierte sich Bentz im März 2023 von Lehmann, der ihn noch zum Bischof geweiht hatte. Bentz sagte damals, das Lesen der Studie habe ihn aufgewühlt. Vieles sei schwer erträglich, etwa "der Graben zwischen öffentlicher Rede und internem Handeln". Viele hätten ihm gesagt, das Bild von Lehmann sei zerbrochen. "Mir ergeht es ähnlich", so Bentz.

Auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz ist Bentz Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten – eine Aufgabe mit derzeit besonders starkem aktuellen Bezug. In den vergangenen Jahren reiste er mehrfach in die Region, die derzeit vom Krieg zwischen Israel und der Hamas erschüttert wird. Gemeinschaft im Bistum wie weltweit sei eines seiner Hauptanliegen, sagte Bentz am Samstag. Am 10. März wird er als neuer Paderborner Erzbischof in sein Amt eingeführt.

Von Norbert Demuth und Roland Juchem (KNA)