Ernannter Erzbischof Bentz: Gemütszustand nach Wahl war "katastrophal"
Der Gemütszustand des ernannten Paderborner Erzbischofs Udo Bentz nach seiner Wahl war nach eigenen Worten "katastrophal". "Doch nach Gesprächen mit Mitgliedern des Domkapitels fand ich neuen Mut", sagte Bentz in einem auf der Internetseite des Erzbistums veröffentlichten Interview (Montag). "Ein Zitat von Nelson Mandela, das ich auf der Website des Erzbistums gelesen habe – 'Mögen deine Entscheidungen deine Hoffnung widerspiegeln, nicht deine Ängste' – hat mir Hoffnung gegeben." In solchen Situationen fühle er sich von Gott geführt, so Bentz.
Am Samstag hatten das Erzbistum Paderborn und der Vatikan gleichzeitig mitgeteilt, dass der Papst den bisherigen Mainzer Weihbischof und Generalvikar Bentz zum neuen Paderborner Erzbischof ernannt hat. Bentz wurde in Rülzheim geboren und studierte nach einer Banklehre Theologie in Mainz und Innsbruck. 2015 ernannte Papst Franziskus ihn zum Weihbischof, 2017 wurde er Generalvikar des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf.
Sein Umzug nach Paderborn sei für ihn "eine riesige Zäsur", da sein soziales und kirchliches Leben 35 Jahre lang im Bistum Mainz stattgefunden hätten, erklärte Bentz im Interview. Nun müsse er aber loslassen, damit er in Paderborn ankommen könne. So wohnten seine Eltern noch in seiner Heimat und für seinen älteren Bruder, der eine Behinderung habe, habe er die Betreuung übernommen. "Ich frage mich, wie ich nun meiner Verantwortung für meine Familie gerecht werden kann. Ich möchte mich dem nicht entziehen."
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Die Größe und die Dimensionen des Erzbistums bezeichnete der 56-Jährige als "respekteinflößend". Er müsse sich bewusst werden, "dass hier alles mindestens doppelt so groß ist wie gewohnt". Er wolle sich aktiv an den bereits begonnenen Wegen der Erneuerung im Erzbistum beteiligen. "Für mich persönlich ist es wichtig, zuzuhören, zu lernen und verstehen zu lernen", so der designierte Erzbischof. "Was mir Mut macht, ist die Erfahrung, dass man gemeinsam viel erreichen kann."
Über sich selbst sagte Bentz, er sei ein "geselliger Mensch", genieße das Zusammensein mit Freunden und habe mit der Zeit immer mehr Spaß am Kochen gefunden. "Wenn ich manchmal abends um halb zehn nach Hause komme, kann ich beim Gemüse schnippeln gut abschalten", so der ernannte Erzbischof. Außerdem sei er gerne draußen in der Natur und lese viel – "nicht nur theologisches, sondern auch Belletristik".
Im Hinblick auf die Emmaus-Erzählung aus der Bibel sagte Bentz, dass er wie bei den Jüngern auch heute in der Kirche und der Gesellschaft ein "dahin schlurfen" erkenne. "Wir stehen in Deutschland vor großen Herausforderungen – und schlurfen dahin", kritisierte Bentz. "Wir erleben Antisemitismus in einer Dynamik, die ich mir nicht hätte vorstellen können. Und auch bei Mitarbeitenden in der Kirche erlebe ich dieses 'schlurfen'." Er rief dazu auf, sich aufzumachen und sich zu fragen, ob man etwas erfahren habe, das einem Kraft gebe, so wie die Jünger aus der Emmaus-Erzählung. "Die Erfahrung: Gott geht mit!" (cbr)