Rund 1,2 Millionen Follower auf TikTok

Konflikt mit Bischof? Priester-Influencer gibt Soziale Netzwerke auf

Veröffentlicht am 15.12.2023 um 17:55 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Er ist eine Berühmtheit in Frankreichs Kirche: Mit seinen Videos in den Sozialen Netzwerken erreichte der Priester Matthieu Jasseron Millionen Nutzer und begeisterte sie für den Glauben. Doch nun hört er mit seinen Netz-Aktivitäten auf.

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In Frankreich sorgt der Rückzug eines bekannten Priesters und Glaubensinfluencers aus den Sozialen Netzwerken für Aufsehen. Wie die katholische Zeitung "La Croix" am Freitag (online) berichtete, seien anhaltende Differenzen mit dem zuständigen Bischof der Grund für den Rückzug von Matthieu Jasseron. Der Pfarrer von Joigny (Erzbistums Sens) ist mit 1,2 Millionen Abonnenten auf der Plattform TikTok einer der größten katholischen Influencer im Internet und Gründer der Plattform Theostream.

Am Mittwoch hatte Jasseron in einem Video auf YouTube erklärt, dass es nach drei Jahren Online-Evangelisierung für ihn an der zeit sei, aufzuhören. "Ich glaube, dass es im Grunde nicht wirklich das ist, wozu ich berufen bin", so der 39-Jährige. "Diese Position in den Medien schmeichelt manchmal einem Stolz, der nicht immer sehr angemessen ist, und offenbart vielleicht sogar manchmal eine etwas "guruhafte" Dimension, vor der man sich meiner Meinung nach in Acht nehmen sollte." Daher ziehe er es "mit wirklich leichtem Herzen" vor, sich zurückzuziehen. Seine Follower reagierten mit Dank und Bestürzung auf die Ankündigung.

Offener Katholizismus

Jasseron plädierte in seinen Videos für einen offenen Katholizismus und kritisierte unter anderem die Lehre der Kirche zur Homosexualität. Das hatte ihm Kritik eingebracht, sodass sich die französische Bischofskonferenz auf X (vormals Twitter) von seinen Äußerungen distanzierte. Im Herbst wurde er von Erzbischof von Sens, Hervé Giraud, vorgeladen, um sich zu einigen Passagen aus seinem neu erschienenen Buch zu äußern. Der Vorwurf lautete, dass er in diesen Textstellen das Beichtgeheimnis breche. Der Priester soll weder zu diesem Termin noch zu zwei weiteren erschienen sein. Eine vierte Vorladung sei am 14. Dezember verschickt worden.

Laut "La Croix" zeigte sich Erzbischof Giraud von der Entscheidung seines Diözesanpriesters "überrascht und besorgt" über dessen Zukunft. Die Zeitung warf die Frage auf, ob Jasseron sich wieder auf seine Aufgabe als Gemeindepfarrer konzentriere oder sich "anderweitig orientieren" wolle. (mal)