Trauergottesdienst für Opfer von Amoklauf in Prag
Mit einem Trauergottesdienst ist am Samstag in Prag der Opfer des Amoklaufes an der Universität gedacht worden. Trotz des Bemühens, das Paradies auf Erden aufzubauen, zeige die Realität des Lebens, "dass das Böse existiert" und "dass uns vor ihm weder eine Institution noch ein Gesetz schützt", sagte der Prager Erzbischof Jan Graubner im Veitsdom. Anwesend waren unter anderen Staatspräsident Petr Pavel, Ministerpräsident Petr Fiala, die Vorsitzenden beider Kammern des Parlaments sowie der Bürgermeister der Stadt.
Auf dem Altar lagen 14 Rosen, je eine für die Todesopfer des Attentats, "sowie eine auch für denjenigen, der sich vom Bösen so sehr verführen und manipulieren ließ, dass er zum Instrument des schaurigen Todes wurde", so Graubner. Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz rief dazu auf, in die Zukunft zu schauen. Jeder Mensch müsse seinen "Anteil an der Verbreitung des Bösen erkennen und den Mut zum Gesinnungswandel" haben. Die Gesellschaft nehme nicht ausreichend die Gründe und Folgen wahr und verliere die Fähigkeit, direkt auf andere hinzuhören. So gerate mancher "in die Isolation, in eine unwirkliche Welt, in reale Einsamkeit und Verlassenheit, selbst inmitten der Menge".
Entsetzen nach Tat
Die Rektorin der Prager Karls-Universität, Milena Kralickova, sagte, das Lebensende eines jungen Menschen sei "die unerfüllte Möglichkeit, für die anderen viel Gutes zu tun". Zu den Ermordeten gehört auch die Leiterin des Instituts für Musikwissenschaft.
Die Amoktat am Donnerstag hatte Trauer und Entsetzen ausgelöst. Ein Mann hatte an der Philosophischen Fakultät in der Prager Innenstadt 14 Menschen erschossen, mehr als 20 weitere verletzt und sich selbst umgebracht, wie die Behörden mitteilten. Von einem terroristischen Hintergrund oder weiteren Tätern werde nicht ausgegangen.
Trauergottesdienste fanden auch in anderen Kathedralen des Landes statt, etwa in Brünn. Zu Beginn der Gottesdienste um 12 Uhr wurden im ganzen Land die Kirchenglocken geläutet und die Fahnen an öffentlichen Gebäuden mit einem Trauerflor versehen und auf halbmast gesetzt. Präsident Pavel, Ministerpräsident Fiala sowie die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Marketa Pekarova Adamova, hatten sich schon am Donnerstag auf die Ausrufung der Staatstrauer verständigt und sich mit der Kirche abgesprochen. (KNA)