Einsatz für den Frieden: Wenn der Papst Kardinäle auf Mission schickt
Zu Weihnachten hat Papst Franziskus einen Friedensbotschafter ins Heilige Land geschickt. Kardinal Konrad Krajewski (60) betete in der Kriegs- und Krisenregion mit Christinnen und Christen vor Ort für den Frieden. Die Entsendung erinnert an Kardinal Matteo Zuppi (68), der im vergangenen Jahr als Sonderbeauftragter des Papstes in Sachen Ukraine-Krieg unterwegs war. Allerdings unterscheiden sich die die Arbeitsaufträge für die beiden Franziskus-Vertrauten.
Das wird schon an der Art der Kommunikation deutlich. Als der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Matteo Zuppi, Anfang Juni in die Ukraine reiste, kamen die Pressemitteilungen direkt vom Heiligen Stuhl. Der Papstbeauftragte solle "mögliche Wege zu einem gerechten Frieden" erörtern und über "humanitäre Gesten" sprechen, die "dazu beitragen können, die Spannungen abzubauen", hieß es darin etwas umständlich.
Zuppis Auftrag war von Anfang an politisch angelegt – eng koordiniert mit dem vatikanischen Staatssekretariat. In Kiew traf er unter anderem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Es sollten weitere Reisen nach Russland, in die USA und nach China folgen. In Moskau und Peking wurde Zuppi nicht bis zur politischen Spitze vorgelassen, sprach aber durchaus mit wichtigen Vertretern. In den USA traf er Präsident Joe Biden.
Im Laufe der Zeit drehte sich das Bemühen des Kardinals immer mehr um die Freilassung der nach Russland entführten ukrainischen Kinder. Es war, als habe der Heilige Stuhl rund anderthalb Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs ein konkretes Thema gefunden, das er anpacken konnte. Und mit Zuppi einen erfahrenen Vermittler. Anfang der 1990er Jahre verhandelte der heutige Erzbischof von Bologna das Friedensabkommen zwischen Guerilla und Regime in Mosambik mit. Dieses hatte die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio, mit der Zuppi verbunden ist, maßgeblich befördert.
Doch im Fall der Ukraine-Mission blieben die Erfolge aus. Bis heute sind kaum Fälle bekannt, in denen ein verschlepptes Kind auf Bemühen des Vatikans aus Russland zurück in die Heimat konnte.
Gebete für Frieden
Krajewskis Entsendung ist anderer Art. Sie zielt nicht auf "harte Politik", sondern auf die religiöse und karitative Ebene, für die der Heilige Stuhl ebenfalls steht. Es ist kein Zufall, dass Franziskus ausgerechnet seinen Almosenmeister für den Job auswählte. Krajewski, Präfekt des Dikasteriums für den Dienst der Nächstenliebe, führte in den Palästinensergebieten und Israel eben keine politischen Gespräche. Stattdessen betete er als Stellvertreter des Papstes mit den Menschen in Bethlehem, Nazareth und Jerusalem für den Frieden.
Sein Besuch wurde entsprechend über die vatikanische Sozialbehörde angekündigt – nicht über den Heiligen Stuhl. Er sei ein "konkretes Zeichen": Auf diese Weise nehme der Papst seine Anteilnahme am Leid derer wahr, die persönlich die Folgen des Krieges erfahren. Das Nachrichtenportal Vatican News berichtete fast täglich über Krajewskis Mission.
So nahm der Kardinal an der Seite des lateinischen Jerusalemer Patriarchen Pierbattista Pizzaballa an den Weihnachtsgottesdiensten teil und sprach mit vom Gaza-Krieg betroffenen Menschen aus Palästina. Er traf Ordensgemeinschaften und besichtigte Sozialeinrichtungen, etwa Waisenhäuser. Zudem sprach er mit anderen christlichen Religionsführern darüber, wie der Vatikan konkrete Hilfe leisten könnte.
Seine Zeit verbrachte der Friedensbotschafter im Westjordanland und in Israel. Den abgeriegelten Gazastreifen besuchte er nicht. Der dortigen Pfarrei sicherte er per Video-Anruf Unterstützung zu. "Es muss sich nur eine Lücke auftun, und wir werden euch sofort Hilfe schicken", sagte er laut Vatican News.
Kein Treffen mit Vertretern anderer Religionen
Auffällig war, dass Krajewski weder einen jüdischen noch einen muslimischen Religionsvertreter traf. Auch ein Gespräch mit israelischen Opfern des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober stand nicht auf dem Programm. Sein Besuch galt voll und ganz den Christen im Heiligen Land – viele davon sind Araber – sowie auf die Menschen, die unter der aktuellen Militäroperation Israels im Gazastreifen leiden.
Am 27. Dezember endete der fünftägige Besuch des päpstlichen Almosenmeisters. Seinem Aufenthalt werden wohl Taten folgen. Krajewski hat bereit mehrfach Hilfsgüter des Vatikans in die Ukraine geschafft – und den Lastwagen dorthin auch schon mal selbst gelenkt. Aus Bethlehem, Nazareth und Jerusalem dürfte der polnische Geistliche einige Ideen mitgebracht haben, wie der Vatikan Hilfe vor Ort leisten kann. Wie sich indes Zuppis Mission für die Ukraine weiterentwickeln wird, ist offen.