Bei aktuellen Reformdebatten weniger auf öffentlichen Schlagabtausch setzen

Burger zu Kirchenreformen: Letztentscheidung muss bei Bischöfen liegen

Veröffentlicht am 10.01.2024 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Bischöfe und Laien diskutieren in Deutschland gemeinsam über Reformen der katholischen Kirche. Für Erzbischof Stephan Burger ist aber klar, wo die "Letztentscheidung und Verantwortung" liegt. Er warnt zudem vor einem öffentlichen Schlagabtausch.

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Für den Freiburger Erzbischof Stephan Burger muss auch künftig die "Letztentscheidung und Verantwortung" bei grundsätzlichen Fragen zu Kirchenreformen bei den kirchlichen Amtsträgern, also vor allem bei den Bischöfen, liegen. Dies halte das Kirchenrecht fest, und dies habe auch Papst Franziskus klargestellt, sagte Burger laut Redemanuskript am Dienstagabend in Freiburg beim Neujahrsempfang des Erzbistums. Die aktuellen Reformdebatten der Kirche in Deutschland sollten aus seiner Sicht weniger auf öffentlichen Schlagabtausch, sondern auf einen echten Dialog zwischen verschiedenen Positionen setzen. "Ererbte Positionen, vorhandene Traditionen wollen verstanden und in die jeweilige Zeit übersetzt sein, um sie fruchtbar für eine weitere Entfaltung in die Zukunft hinein zu machen."

Die Kirchen in Deutschland stehen aus Burgers Sicht vor großen Veränderungen, vor allem weil die Zahl der Christen stark sinkt. Aber auch unter diesen neuen Bedingungen seien kreative Freiräume für kirchliches und religiöses Leben möglich, zeigte sich der Erzbischof überzeugt. In einer zunehmend weniger religiösen Gesellschaft müssten Christen Zeugnis von der Frohen Botschaft Jesu geben, forderte Burger. Auch die soziale und karitative Arbeit der Kirche "wollen wir weiter aufrechterhalten, solange wir können".

Mehr Anstrengungen im Klima- und Naturschutz

ehr Anstrengungen im Klima- und Naturschutz. Die biblische Erzählung, wonach die Menschen die Erde kultivieren sollen, sei unvereinbar mit "Raubbau, Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur", sagte Burger. "Unser Besitz an dieser Schöpfung ist sehr relativ, sehr klein und bemisst sich, wenn überhaupt, nur mit einigen Jahrzehnten. Unser Hiersein gleicht mehr einem Gastrecht. Letztlich haben wir diese Erde nur zu Lehen, nicht zu eigen."

Der Erzbischof forderte, Umweltschutz immer auch im Blick auf die sozialen Folgen zu denken. Beispielhaft sei der aktuelle Konflikt um Subventionskürzungen in der Landwirtschaft. "Umsicht und Augenmaß und vor allem Verlässlichkeit in politischen Entscheidungen sind angesagt", sagte Burger. Bei allen Meinungsverschiedenheiten dürfe nie das Sozialgefüge und das gesellschaftliche Miteinander zerbrechen. Ein sozialer Friede sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse immer wieder neu erarbeitet sein, sagte er.

Eindringlich sprach sich der Erzbischof dafür aus, mehr als das egoistische Wohlergehen im Blick zu behalten. Das gelte auch im Umgang mit Migranten, die in Deutschland und Europa auf ein besseres Leben hofften. Der Wohlstand in Deutschland sei auch auf den Schultern und zu Lasten der Menschen im globalen Süden erwirtschaftet worden, sagte Burger. (tmg/KNA)