GDL-Führung "verhält sich klassenkämpferisch und egoistisch"

Theologe Elmar Nass: Bahnstreik stört den sozialen Frieden

Veröffentlicht am 12.01.2024 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer legt durch einen weiteren Streik abermals weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm. Scharfe Kritik daran übt nun der Theologe und Sozialethiker Elmar Nass.

  • Teilen:

Der Kölner Ethiker Elmar Nass hält den aktuellen Bahnstreik für unverhältnismäßig. "Die GDL überzieht und stört den sozialen Frieden über das gute Maß hinaus", sagte er dem kirchlichen Kölner Internetportal "domradio.de" (Freitag). "Ihre Führung verhält sich klassenkämpferisch und egoistisch. Das passt nicht in die Soziale Marktwirtschaft", so der katholische Theologe.

Die Gewerkschaft nutzt laut Nass alle Jahre wieder ihre besonderen Droh- und Machtpotentiale mit massiven Ausständen. Die Forderungen seien vergleichsweise sehr hoch, der Ton extrem scharf. "Andere Arbeitnehmer haben solche Macht nicht." Anders beurteilt Nass die Proteste der Bauern. Die Landwirte gingen erstmals in dieser Weise auf die Barrikaden, weil viele auch um ihre Existenz bangten. "Ich halte das grundsätzlich für legitim gerade bei einer solchen Berufsgruppe, die ansonsten schon so lange so viel geschluckt hat."

Grundsätzlich müsse die Demokratie Streiks und Demonstrationen und damit auch Blockaden aushalten, so Nass. Hass oder Hetze gegen einzelne Personen seien hingegen inakzeptabel, vor allem wenn es um die Privatsphäre gehe. "Deshalb war auch etwa die Blockierung der Fähre von Robert Habeck in Nordfriesland eine Grenzüberschreitung." (KNA)