"Ich bin bereits bis in die Haarspitzen untersucht worden"

Glaubenspräfekt Fernandez: Papst wusste von Buch über Orgasmen

Veröffentlicht am 12.01.2024 um 14:11 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ein Buch über Spiritualität und Orgasmen: Seit Tagen steht dafür der oberste Glaubenshüter des Vatikans in der Kritik. Der hatte schon länger mit diesen Schlagzeilen gerechnet – und auch der Papst wusste wohl von dem Werk.

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Offenbar keine böse Überraschung für den Papst: Laut Kardinal Victor Fernandez wusste Franziskus schon länger von dem Buch seines obersten Glaubenshüters über Spiritualität und Orgasmen. Seit Tagen steht Fernandez für das rund 25 Jahre alte Werk "Die mystische Leidenschaft" in der Kritik.

Am Freitag erklärte der Kardinal in einem Interview mit der spanischen Agentur EFE, er habe dem Papst vor seiner Ernennung zum Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre davon erzählt. Franziskus aber sei sich des Buches und möglicher Konsequenzen bereits bewusst gewesen. "Zufälligerweise wurde ich schon einmal vor vielen Jahren wegen dieses Buches angezeigt und in Rom nicht dafür sanktioniert. Ich bin bereits bis in die Haarspitzen untersucht worden", so der argentinische Kardinal, der seit September das Glaubensdikasterium im Vatikan leitet.

"Sie warteten nur auf die richtige Gelegenheit"

Auch er selbst habe die aktuellen Angriffe auf seine Person kommen sehen: "Sie warteten nur auf die richtige Gelegenheit." Bemerkenswert sei das Buch aber, "weil es das Ergebnis einer Untersuchung über den männlichen und weiblichen Orgasmus ist, die ich mit einer Gruppe von Ehepaaren durchgeführt hatte". Dabei habe er herausfinden wollen, ob die unterschiedlichen Formen der Orgasmen einen Einfluss auf das jeweilige Verhältnis zu Gott hätten.

Er sei aber nicht der Erste, der sich mit dieser Thematik befasst habe. Die Heiligen Papst Johannes Paul II. und Hildegard von Bingen hätten dies schon vor ihm getan, so Fernandez. Aus welchem Antrieb das bei ihnen geschah, wüsste er aber nicht.

Im Sommer 2023 hatte Papst Franziskus seinen früheren Ghostwriter und argentinischen Landsmann Fernandez zum Leiter des Glaubensdikasterium ernannt. Bald darauf griffen konservative Online-Medien, vor allem aus den USA, den bisherigen Erzbischof von La Plata an. Sie stellten seine Kompetenz infrage, indem sie ihm vorhielten, in seiner Zeit als Jugendseelsorger ein Buch über das Küssen geschrieben zu haben. Fernandez selbst bezeichnete dieses Buch als katechetisch, nicht theologisch. Mit "Die mystische Leidenschaft" geriet der Kardinal nun erneut in die Kritik. (KNA)