Bischof bietet sich selbst als Geisel an

Mindestens sechs Ordensfrauen in Haiti entführt

Veröffentlicht am 21.01.2024 um 10:39 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Port-au-Prince  ‐ In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince nimmt die Gewalt immer weiter zu. Einige Stadtviertel wurden in den vergangenen Tagen regelrecht abgeriegelt. Mehrere Menschen wurden entführt, darunter mindestens sechs Ordensfrauen.

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Bewaffnete Männer haben im Zentrum von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince einen Kleinbus überfallen. Die Insassen, darunter mindestens sechs Ordensfrauen, der Fahrer sowie weitere Personen wurden am helllichten Tag an einen unbekannten Ort verschleppt, wie Radio Vatikan (Freitagabend) unter Berufung auf lokale Quellen berichtete.

Die Entführung am Freitag wurde von der Haitianischen Ordenskonferenz bestätigt. Bischof Pierre-Andre Dumas von Anse-a-Veau und Miragoane verurteilte die Tat scharf. Die Entführer respektierten nicht einmal die Würde dieser sechs Ordensfrauen der Kongregation der Schwestern von Sainte-Anne, "die sich mit ganzem Herzen Gott hingeben, um die Jugendlichen, die Ärmsten und Verletzlichsten unserer Gesellschaft zu erziehen und auszubilden", so der Bischof. Er rief "die gesamte haitianische Gesellschaft auf, sich die Hände zu reichen, um einen wahren Ring der Solidarität um alle Entführten des Landes zu bilden, um ihre Freilassung zu erreichen und ihnen eine rasche und sichere Rückkehr zu ihren Familien und Gemeinden zu ermöglichen". Sich selbst bot Dumas als Geisel anstelle der Ordensfrauen an.

Papst fordert Freilassung

Seit einer Woche haben bewaffnete Banden ihre Gewaltaktionen weiter verstärkt. Landesweit gibt es Demonstrationen gegen die Eskalation der Gewalt und die unsichere Lage. Am Donnerstag sollen bei heftigen Schusswechseln zwischen rivalisierenden Banden im Süden der Hauptstadt etwa 20 Menschen ums Leben gekommen sein. In den Straßen von Port-au-Prince errichteten Bewohner Barrikaden, um sich zu schützen. Seit mehreren Wochen häufen sich die Entführungen in der Hauptstadt und auf den Hauptverkehrsstraßen. Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierminister Ariel Henry, der seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moise 2021 an der Macht ist. In wirtschaftlicher wie sicherheitspolitischer Hinsicht wird ihm Untätigkeit vorgeworfen.

Unterdessen forderte Papst Franziskus die Freilassung der sechs entführten Ordensfrauen. Nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte der Papst am Sonntag: "Ich bete für die soziale Harmonie im Land und rufe alle auf, die Gewalt zu beenden, die so viel Leid über diese liebe Bevölkerung bringt." (mpl/KNA)

21.1., 13 Uhr: Ergänzt um letzten Absatz.