Gerüchte dementiert: Auch Prinz William will Oberhaupt der Kirche sein
Das britische Königshaus lässt Gerüchte dementieren, der Thronfolger Prinz William werde als König nicht mehr Oberhaupt der anglikanischen Church of England sein. Gegenüber der Londoner Zeitung "Times" (Samstag) sagten Hofbeamte, dass William keine Pläne habe, die besondere Rolle des Souveräns in der Church of England zu verändern. Der Thronfolger werde die Verbindungen zur Kirche nicht abschneiden, so die Quelle weiter.
Die Spekulationen wurden durch eine neu erschienene Biographie von König Charles III. ausgelöst, in der sich der Autor Robert Hardman über das Verhältnis von William zum Glauben ausgelassen hatte. Es sei in königlichen Kreisen kein Geheimnis, dass der Prinz den Sinn des amtierenden Königs für das Spirituelle und erst recht nicht die "unerschütterliche Hingabe" der verstorbenen Königin für die anglikanische Kirche teile, schrieb Hardman. Laut dem Autor gebe es auch im Umfeld der Königsfamilie Spekulationen, ob William als König die Rolle als Oberster Gouverneur der Kirche von England übernehmen werde.
Parlament debattiert über Abschaffung der Staatskirche
Die Debatte wurde durch den ehemaligen Hofgeistlichen von Königin Elisabeth II., Gavin Ashenden, befeuert. Der mittlerweile zur katholischen Kirche konvertierte ehemalige anglikanische Kleriker stellte fest, dass William keine Anzeichen mache, sensibel für die Kraft des christlichen Glaubens zu sein. Wenn William nicht Oberhaupt der anglikanischen Kirche sein wolle, müsse er auf den Thron verzichten. Die Diskussion steht auch im Kontext einer Parlamentsdebatte über einen im Dezember ins Oberhaus eingebrachten Antrag, den Status der Church of England als Staatskirche abzuschaffen. Der Antrag sieht vor, dass die für anglikanische Bischöfe vorgesehenen Sitze im Oberhaus wegfallen und der Monarch nicht mehr qua Amt der Kirche vorsteht.
Als Oberster Gouverneur der Kirche von England steht der jeweilige britische Monarch der anglikanischen Church of England nominell vor. Das Amt geht auf König Heinrich VIII. zurück, der sich im 16. Jahrhundert von Rom losgesagt hatte. 1534 erließ das englische Parlament die Suprematsakte, mit der der König zum Oberhaupt der Kirche erklärt wurde. Nach der Regierungszeit von Heinrichs Tochter Maria I., die zurück zur römischen Kirche wollte, wurde die von ihr ausgesetzte Suprematsakte 1558 wieder in Kraft gesetzt, der Titel des Monarchen aber von "Oberhaupt" ("Supreme Head") in "Oberster Gouverneur" ("Supreme Governor") geändert.
Die britischen Könige verwendeten den ursprünglich von Papst Leo X. an Heinrich VIII. verliehenen Titel "Verteidiger des Glaubens" ("defensor fidei", "Defender of the Faith") bis heute weiter. Vor seiner Amtsübernahme äußerte sich der damalige Prince of Wales Charles dahingehend, dass er diesen Titel auch beibehalten werde, nachdem zuvor spekuliert wurde, ob der spirituell interessierte Thronfolger den Titel modifizieren würde und als "Defender of Faith", Verteidiger "von Glauben" statt "des Glaubens", oder gar als "Defender of Faiths" im Plural firmieren werde. (fxn)