Striet: EKD-Missbrauchsstudie entlastet katholische Kirche nicht
Nach der Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche sieht der Wissenschaftler Magnus Striet auch die katholische Kirche weiter gefordert. "Es ist ein gemeinsames Thema beider Kirchen", sagte der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission des Erzbistums Freiburg am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das Erschrecken über den Missbrauch in evangelischen Pfarrhäusern und diakonischen Einrichtungen darf nicht dazu führen, dass der Druck von der katholischen Kirche genommen wird."
Das von der EKD beauftragte Forscherteam errechnete eine Zahl von 9.355 Missbrauchsopfern seit 1946. Die geschätzte Zahl der Beschuldigten in der evangelischen Kirche und Diakonie liegt bei rund 3.500, etwa ein Drittel davon Pfarrer und Vikare.
Die Studie bestätigt nach Ansicht des Freiburger Theologie-Professors Striet, dass es keine direkte Verbindung zwischen der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester und dem Missbrauch von Kindern gibt. Denn in der evangelischen Kirche gebe es keinen Zölibat und trotzdem viele Missbrauchsfälle. Es bestehe aber weiterhin ein indirekter Zusammenhang, betonte Striet. Denn der Zölibat locke auch Männer ins Priesteramt, die pädophil veranlagt sind oder Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität haben. Dies habe schon die MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche 2018 gezeigt. Die Studie war ein Auslöser des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg. (KNA)