Forderung nach Dombauhütte in Paris

Expertin: Kathedrale Notre-Dame bleibt Baustelle

Veröffentlicht am 05.02.2024 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Nach dem Brand 2019 ist Notre-Dame im Herzen von Paris weiterhin von hohen Bauzäunen umgeben. Dahinter laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Denn bald soll das Gotteshaus wieder geöffnet werden – doch eine Baustelle bleibt sie wohl noch länger.

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Die Kathedrale Notre-Dame in Paris bleibt nach Ansicht der Architektin Barbara Schock-Werner wohl auch über die geplante Wiedereröffnung hinaus eine Baustelle. Auf die Frage, ob die Sanierungsarbeiten tatsächlich bis zum 8. Dezember fertig sein würden, antwortete sie am Montag in Köln: "Fertig ist ein relativer Begriff." Der bei einem Brand zerstörte Vierungsturm werde stehen. Aber auch nach der Wiedereröffnung müsse weitergearbeitet werden.

Im Zuge von Renovierungsarbeiten war am 15. April 2019 auf dem Dach von Notre-Dame das Großfeuer ausgebrochen, das Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm zerstört hatte. Die frühgotische Bischofskirche ist ein Wahrzeichen von Paris. 

Schock-Werner, ehemalige Kölner Dombaumeisterin, sagte, auch in Köln liefen ständig Sanierungsarbeiten. Der Dom ohne Gerüst sei für sie als Fachfrau keine Wunsch-, sondern eine Schreckensvorstellung. Speziell bei den großen gotischen Gotteshäusern seien fortlaufende Instandhaltungsarbeiten unverzichtbar, weil die Gebäude über so viel Oberfläche verfügten. Der für den Wiederaufbau von Notre-Dame zuständige Architekt Philippe Villeneuve wünsche sich nicht ohne Grund die Einrichtung einer Dombauhütte an der Pariser Kathedrale, so Schock-Werner. Es wäre neben Straßburg die einzige Einrichtung dieser Art. Ob es dazu komme, sei derzeit allerdings nicht absehbar. 

Fortschritt der Arbeiten

CDU-Politiker Armin Laschet zeigte sich unterdessen beeindruckt von dem Fortschritt der Arbeiten in Paris. Als der französische Präsident Emmanuel Macron nach dem Brand ankündigte, das Gotteshaus in fünf Jahren wieder zugänglich zu machen, habe er das für sehr ambitioniert gehalten, sagte Laschet. Mit Blick auf die geplante Wiedereröffnung im Dezember bemerkte der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident: "Die Leverkusener Brücke hat zehn Jahre gebraucht und ist immer noch nicht fertig!" 

Schock-Werner und Laschet äußerten sich anlässlich der Vorstellung des von ihnen herausgegebenen Bildbandes "Zurück im Herzen Europas. Notre-Dame de Paris und die deutsch-französische Freundschaft". Texte steuerten unter anderen bei: Präsident Macron, die Schriftstellerin Agnes C. Poirier sowie die wissenschaftliche Leiterin der Glaswerkstatt der Dombauhütte, Katrin Wittstadt. Mit zahlreichen Fotos, darunter unveröffentlichte Einblicke in die Restaurationsarbeiten in Köln, schaut das Buch voraus auf die geplante Wiedereröffnung der Kathedrale im Dezember. 

Schock-Werner (76) war von 1999 bis 2012 Dombaumeisterin in Köln und wurde 2019 zur Beauftragten der Kulturstaatsministerin für die Koordinierung der Hilfsangebote aus Deutschland für den Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame ernannt. Laschet (62) war von 2019 bis 2021 Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Deutsch-Französischen Vertrags. Er gehört außerdem dem Vorstand der Deutsch-Französisch Parlamentarischen Versammlung an. (KNA)